Wiederverwenden statt wegwerfen: Das gilt auch in der Gastronomiebranche – und zwar in Form der Mehrwegpflicht, die ab dem 01.01.2023 europaweit in Kraft tritt. Demnach müssen Gastronomiebetriebe verbindlich Mehrwegalternativen für To-Go-Speisen und Getränke anbieten. Wen die Gesetzesänderung betrifft und was nun auf Gastronomiebetreibende zukommt, erfahren Sie hier im Experten-Interview.
Mehrwegpflicht 2023: Interview mit DEHOGA Bayern e.V.
Die Mehrwegpflicht 2023 für die Gastronomie betrifft auch Sie? Dann sollen Sie unbedingt in den FLYERALARM Podcast „Erfolgsdruck – Stroys aus dem Mittelstand“ reinhören. Im Podcast-Special sprechen wir mit Dr. Thomas Geppert und Daniela Ziegler vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e. V. über die Aufwände, aber auch Chancen der gesetzlich vorgeschriebene Mehrwegangebotspflicht im To-go-Bereich. Außerdem erfahren Sie, wohin Sie sich wenden können, um Mehrwegsysteme wie z. B. RECUP und REBOWL in Ihrem Unternehmen einzuführen.
Kapitel 1: Intro
Doreen: Herzlich willkommen zu Erfolgsdruck – Storys aus dem Mittelstand, dem FLYERALARM Podcast über druckreife Marketing- und Business-Ideen. Mein Name ist Doreen und ich freue mich riesig, dass ihr heute wieder eingeschaltet habt.
Der Januar hat ja mit der Mehrwegpflicht 2023 vor allem für die Gastronomie einige Veränderungen mit sich gebracht. Nach dem Gesetz ist es jetzt so, dass viele Gastrobetriebe, die ihr Essen und ihre Getränke bisher in Einwegbehältern ausgeliefert haben, jetzt auch verpflichtet sind, eine Mehrweg-Alternative als Verpackung anzubieten. Das heißt, Boxen oder Getränkebecher, die man immer wieder verwenden kann. Was das aus Unternehmersicht bedeutet und wie man da am besten rangeht, könnt ihr euch gerne in der dritten Podcast-Folge anhören. Da haben wir nämlich den Bäcker und Brotsommelier Axel Schmidt dazu interviewt.
Doch zurück zu unserer heutigen Folge: Die Mehrwegpflicht 2023 hat uns einfach nicht losgelassen. Wir hatten noch viele Fragen, und die stellen wir jetzt zwei ganz besonderen Gästen, die es auf jeden Fall wissen müssen. Ich freue mich riesig, dass sie beide da sind und darf jetzt begrüßen: Herrn Dr. Thomas Geppert. Er ist der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern e.V., und er hat sich Verstärkung mitgebracht von seiner Kollegin Frau Daniela Ziegler. Sie ist die Kreisgeschäftsführerin des DEHOGA-Verbandes in München und die Geschäftsführerin für den Fachbereich Gastronomie. Herzlich willkommen!
Kapitel 2: Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V.
Doreen: Herr Dr. Geppert. Für alle Hörerinnen und Hörer, die jetzt nicht aus der Gastronomie oder Hotellerie kommen: Was genau macht denn der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. so?
Dr. Thomas Geppert: Wir machen eigentlich sehr, sehr viel. Wir sind die zentrale Interessenvertretung der bayerischen Hotellerie und Gastronomie, also vom kleinen Caterer bis zum Fünf-Sterne-Superior-Hotel. Alles, was mit Beherbergung und Gastronomie zu tun hat, findet bei uns eine Heimat. Wir machen viel politische Interessenvertretung, haben jetzt in München beispielsweise die Bettensteuer verhindert. Wir haben die reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen durchbekommen, die Betriebe durch die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, nämlich die Corona-Pandemie, geführt, indem wir die Rahmenhygienekonzepte entwickelt haben. Wir bieten viele Dienstleistungen und Informationen an und schaffen ein Netzwerk mit Mehrwert. Das heißt, wir haben eine starke Rechtsberatung, starke Partner und all das, was ein Unternehmer braucht, um erfolgreich am Markt zu bestehen, bekommt er bei uns als Verband. Und von daher freuen wir uns, dass wir mittlerweile 12.000 Mitglieder haben und stetig wachsen. Und wenn einer draußen zuhört und noch nicht Mitglied ist, kann er sich direkt nach dem Podcast bei uns melden.
Doreen: Ja, wunderbar, direkt neue Mitglieder angeworben! Das klingt richtig interessant, da ist richtig viel drin. Wahnsinn! Ich habe ja gelesen, im Schnitt erzeugt jede und jeder Deutsche über 450 Kilogramm Müll pro Jahr und das allein durch den Haushaltsabfall. Das heißt, in Sachen Umweltschutz ist Müllvermeidung ein sehr akutes Thema. Das hat sich auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz gedacht, und deswegen gibt es seit dem 1. Januar die Mehrwegpflicht für die Gastronomie. Können Sie uns kurz erklären, was diese Mehrwegpflicht für Gastronominnen und Gastronomen bedeutet?
Dr. Thomas Geppert: Ja, sehr gerne. Zum einen möchte ich vorwegschicken, dass das klassische Gastgewerbe per se sehr nachhaltig und umweltschonend ist. Wir verwenden zum Beispiel Porzellan, im Gegensatz zu vielen To-go-Angeboten in Supermärkten und bei kleinen Kiosken. Wir sind also sehr darauf bedacht, schon immer ökologisch gut zu arbeiten. Deswegen ist es auch gut, dass wir nun die steuerliche Gleichbehandlung im To-go-Geschäft haben, eben durch die reduzierte Mehrwertsteuer.
Auch wenn wir die eine Krise überwunden haben, stecken wir gerade wohl in einer noch schlimmeren Krise, der Energiekrise mit den explodierenden Energiepreisen. Natürlich beschäftigt uns das Thema Mehrweg, das Sie angesprochen haben, schon seit längerem. Wir beschäftigen uns als Verband intensiv damit, sind in vielen Runden dabei und informieren umfassend.
Eine Sache möchte ich gleich darstellen: Es ist keine Mehrwegpflicht, sondern eine Mehrwegangebotspflicht. Das heißt, man muss eine Alternative anbieten, man kann aber immer noch ganz klassisch anbieten. Ab einer gewissen Größe, ich glaube, es sind mehr als fünf Mitarbeiter und 80 Quadratmeter, braucht man eine Mehrwegalternative. Warum man die kleineren Betriebe ausgenommen hat, kann ich nicht richtig nachvollziehen; die hätte man sicherlich gleich mitnehmen können. Es geht im Prinzip um die Alternative.
Frau Ziegler, die bei uns den Fachbereich Gastronomie betreut, kann jetzt vielleicht noch etwas detaillierter darauf eingehen. Wir haben jedenfalls festgestellt, dass Betriebe, die komplett umstellen und auch Mehrweg anbieten, damit durchaus gut fahren. Und auch größere Betriebe. Es wird tatsächlich überraschend gut von Kunden und Gästen angenommen. Wenn man einen Mittelweg fährt, mal so und mal so, ist das meiner Meinung nach nicht sehr zielführend. Deshalb muss man weiter aufklären und die Mehrwerte von Mehrweg aufzeigen, um sowohl die Gäste als auch die Betriebe darauf gut vorzubereiten. Aber vielleicht, Daniela, möchtest du etwas ergänzen?
Kapitel 3: Müllvermeidung und die Mehrwegangebotspflicht
Daniela Ziegler: Ja, sehr gerne. Es ist so, dass Betriebe ab 80 Quadratmetern und fünf Mitarbeitern die Mehrwegangebotspflicht umsetzen und Mehrwegalternativen anbieten müssen. Sie dürfen aber auch Einweggeschirr beibehalten, und das Mehrweggeschirr darf nicht teurer sein als das Einweggeschirr. Es hat sich aber kaufmännisch gezeigt, dass Gastronomen sogar Geld sparen können, wenn sie auf Mehrweg setzen. Bereits ab dem sechsten To-go-Getränk und der zwölften Speise, die in einer Box abgegeben wird, spart die Gastronomie tatsächlich Geld.
Doreen: Wahnsinn! Das heißt, Gastronominnen und Gastronomen können sogar von der Mehrwegangebotspflicht profitieren, weil es sich so schnell rentiert?
Daniela Ziegler: Ja, genau. Und das wird auch sehr gut von vielen Gästen angenommen. Es muss jedoch, wie bei vielen Dingen erklärt werden, welcher Sinn dahintersteckt. Zum Beispiel, dass man durch die Nutzung von Mehrweg den Hausmüll und die Kommune entlastet. Was wir außerdem festgestellt haben, ist, dass gerade junge Gäste sehr gerne das Mehrwegangebot annehmen. Auch Gastronomen, die sich nachhaltiger aufstellen, werden für junge Mitarbeitende interessanter, da diese darauf achten, dass der Betrieb solche Bausteine in sein Unternehmen mit einbaut.
Dr. Thomas Geppert: Ich glaube, es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich zu informieren. Es gibt tatsächlich einige Mythen, die man so im Kopf hat. Zum Beispiel, dass alles teurer ist, man mehr Platz braucht und es nicht praktikabel sei. Da hat sich in den letzten Jahren aber sehr viel getan. Deswegen sollte man sich erkundigen und das als Chance sehen, auch wenn man vielleicht gerade mit der Krise wieder um die Existenz kämpft und andere Themen im Kopf hat. Aber ich glaube, es lohnt sich, hier auf jeden Fall weiterzukommen.
Aber, und das möchte ich auch gleich vorweg sagen: Ich glaube, es ist ein Kraftakt – sowohl von den Kommunen als auch von den Gewerbetreibenden und letztlich auch von den Gästen. Wir kommen hier nur gemeinsam weiter, und wir müssen das System für Gäste einfach gestalten. Deswegen machen wir auch viel politische Lobbyarbeit, um beispielsweise die Rückgabemöglichkeiten zu optimieren. Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, wenn die Systeme beispielsweise an Tankstellen oder in Supermärkten einfach abgegeben werden könnten. Ich glaube, das wäre für den Alltag der Menschen ein riesiger Mehrwert, um bei diesem so wichtigen Thema richtig Geschwindigkeit und Tempo aufnehmen zu können.
Doreen: Ja, auf jeden Fall, so wie es ja jetzt eigentlich mit den Pfandflaschen auch ist: Man kann sie einfach überall abgeben, nicht nur dort, wo man sie gekauft hat, sondern in jedem artverwandten Betrieb.
Daniela Ziegler: Ja, genau. Der Mehrwegverband Deutschland hat auch ein Projekt gestartet, an dem wir ebenfalls teilnehmen. Bei diesem Projekt nehmen Tankstellen und verschiedene Einzelhändler stationär diese Mehrwegbehälter zurück, um es den Kunden überall so leicht wie möglich zu machen. Ähnlich wie bei den Pfandautomaten im Einzelhandel.
Doreen: Interessant! Ich weiß, es gibt ja schon einige Anbieter, die für Gastro-Betriebe eine Komplettlösung anbieten. Die das Mehrweggeschirr anbieten, das dann ausgegeben, wieder eingesammelt und zentral bei diesen Anbietern gereinigt wird, bevor es erneut in Umlauf gebracht wird. Einer dieser Anbieter ist ja zum Beispiel Recup. Frau Ziegler, Sie arbeiten als Geschäftsführerin des Fachbereichs Gastronomie eng mit verschiedenen solchen Partnern zusammen. Können Sie uns vielleicht am Beispiel von Recup erklären, wie so ein Mehrweg- und Pfandsystem genau funktioniert?
Daniela Ziegler: Sehr gern. Wir haben uns bereits seit 2020 mit den Mehrweganbietern beschäftigt. Haben drei zertifizierte Partner, unter anderem wie Sie sagen, Recup Rebowl, das ist eine Firma, die bereits 15.000 Anlaufstellen in ganz Deutschland hat, davon fast 3.000 in Bayern. Dort können Kunden diese Behälter erwerben bzw. wieder zurückgeben. Das sind Einzelhändler, Tankstellen, wie bereits erwähnt, aber auch Catering-Unternehmen und Kantinen. Ein großer Markt ist z. B. die Betriebskantine, wo die Mitarbeiter bereits die Mehrwegbehälter kennen.
Recup funktioniert ganz einfach: Es gibt verschiedene Becher, die man bekommst, wenn man beispielsweise auch an Tankstellen Getränke kauft. Diese Becher sind in vier Größen erhältlich, von 0,2 bis 0,5 Litern, und es gibt auch Pfanddeckel, wenn man das Getränk mitnehmen möchte, etwa im Auto. Zudem gibt es vier verschiedene Boxen für Speisen im Angebot. Es handelt sich um ein Pfandsystem: Der Kunde erhält den Becher für 1 Euro oder die Schalen für 5 Euro Pfand und kann diese dann bei den Partnerbetrieben wieder zurückgeben. Die Gastronomen zahlen eine monatliche Nutzungsgebühr, die je nach Laufzeit zwischen 25 und 45 Euro liegt. Die Pfandprodukte werden eins zu eins vom Gastronomen an den Kunden weitergegeben. Das ist sozusagen ein durchlaufender Posten, sodass für den Gastronomen keine zusätzlichen Kosten entstehen.
Doreen: Das klingt für die Anwender eigentlich ziemlich einfach und nutzerfreundlich.
Daniela Ziegler: Das ist ganz logisch. Genauso wie bei Getränken: Man gibt sie in den Automaten zurück, bekommt seinen Pfandbon und genauso funktioniert es bei diesen Mehrwegbehältern.
Kapitel 4: Mehrwegsysteme und die Herausforderungen in der Gastronomie
Doreen: Ich glaube, für einen Anbieter wie z. B. Recup ist es gar nicht so leicht, so etwas auf den Weg zu bringen. Einerseits muss man als Anbieter die Anforderungen des Gesetzgebers erfüllen, andererseits muss es praktikabel sein für sämtliche Formen von Gastro-Betrieben, vom kleinen bis zum großen Verband. Denken Sie, der Spagat ist gut gelungen?
Daniela Ziegler: Ja, ich finde schon. Und ich bin mit dieser Meinung nicht allein. Weil dem Gast eben angeboten wird, nachhaltig zu essen und das an vielen Stellen zurückzugeben. Die gesetzlichen Vorgaben werden erfüllt, es muss bestimmtes Material verwendet werden, das leicht in der Spülmaschine zu reinigen ist, und das erfüllt Recup. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Betrieb kann das als Baustein nutzen, um nachhaltiger zu arbeiten. Ich finde das sehr logisch aufgebaut. Der Gast bekommt seine Speisen in diesem Behälter, gibt ihn zurück und erhält sein Pfand zurück. Also ganz einfach erklärbar.
Recup hat auch sehr schöne Videos gedreht, die man in den sozialen Medien abrufen kann. Es gibt Schulungsvideos für Gastronomen erstellt, die sie sich anschauen können und die sie auch den Mitarbeiten geben. Es kommt immer darauf an, wie dem Gast das auch vermittelt bekommt. Bekommt er es gut erklärt, wird er auch gerne darauf einsteigen und nimmt die Behälter mit.
Dr. Thomas Geppert: Aber natürlich gibt es auch Herausforderungen. Es gibt sehr viele Systeme. Wir haben drei starke Partner, aber es macht natürlich Sinn, möglichst einheitliche Systeme zu verwenden oder kompatible Systeme zu schaffen. Das ist die große Herausforderung. Deshalb stehen wir in vielen Landkreisen und Kommunen im Austausch. Es gibt tolle Beispiele, wo man sich auf ein oder zwei Systeme geeinigt hat, die dann angewendet werden. So wird es für den Gast und den Kunden wieder einfacher, und das ist das entscheidende.
Da fällt mir die Pizzabox-Frage ein. Ich habe gelernt, dass die Pizzabox an sich umweltfreundlich ist, weil sie einfach aus Karton besteht. Aber selbst hier gibt es Anbieter. Eine kleine/große Herausforderung war zum Beispiel der bayerische Knödel, weil er zu groß ist. Aber auch hier finden die Gastronomen einen Weg, indem sie ihn etwas kleiner machen oder ihn anpassen. Es ist also weitaus mehr als nur ein Becher, mittlerweile gibt es wirklich eine Vielfalt, die vor allem praktikabel ist. Ich kann nur noch einmal sagen: Es lohnt sich, sich zu informieren, zum Beispiel auf unserer Seite.
Daniela Ziegler: Ja, die Hersteller haben da wirklich viel dazugewonnen. Ich beobachte das jetzt seit knapp zweieinhalb Jahren. Es gibt Sushi-Boxen, Salatboxen, kleine Boxen für Dressing. Es wird dem Gast wirklich leicht gemacht, seine Speise zu wählen, weil die passende Verpackung für seine Speise zu finden ist. Aber es gibt auch immer wieder Herausforderungen, wie die Weihnachtsente – die ist im Moment noch schwierig. Aber auch da sind die Hersteller dran. Was mich wirklich überrascht hat, ist, wie schnell sie neue Produkte entwickeln und auf den Markt bringen.
Wir haben einige Veranstaltungen in Kommunen begleitet, und gerade die Landkreise sind da sehr hinterher, ihre Gastronomen gut darzustellen. Es gibt auch Förderprogramme von einigen, z. B. in München oder im Landkreis München, wo auch finanziell unterstützt wird.
Doreen: Das war jetzt richtig viel Info auf einmal, vielen Dank dafür! Jetzt mal ganz praktikabel gesprochen: Wenn ich einen Gastrobetrieb habe und noch kein Mehrwegsystem eingeführt habe, aber gerne möchte. Wie fange ich an, und wohin kann ich mich wenden?
Daniela Ziegler: Am besten geht man auf unsere Website oder ruft mich direkt an. Wir haben drei Partner im Angebot, und der Gastronom kann sich einfach umsehen, welches System am besten zu ihm passt. Es gibt Pfandsysteme, aber auch Anbieter, die mit einem QR-Code arbeiten, also ohne Pfand. Der Kunde scannt den QR-Code ein, nimmt die Behälter mit und kann sie innerhalb von 14 Tagen kostenfrei in verschiedenen Filialen und Gastronomiebetrieben wieder abgeben.
Wo dieses System eingesetzt wird, können natürlich auch die Hersteller direkt kontaktiert werden. Ich gebe da gerne Hinweise.
Doreen: Wunderbar, vielen lieben Dank! Das werden wir in den Shownotes packen. Einfach den Link zu Ihrer Seite für alle, die noch kein Mehrwegsystem eingeführt haben.
Dann bin ich schon fast bei meiner letzten Frage. Die geht an Herrn Dr. Geppert. Der DEHOGA-Verband unterstützt sicherlich auch andere Projekte, bei denen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Welche sind das, und haben Sie vielleicht sogar ein Lieblingsprojekt?
Dr. Thomas Geppert: Ja, wir haben zahlreiche Projekte. Unter anderem sind wir Teil des Umweltpakts Bayern, den wir gemeinsam mit dem Bayerischen Umweltministerium durchführen. Aber wie eingangs erwähnt, ist einer der Trends, der noch viel intensiver werden wird, die Nachhaltigkeit. Dabei vergisst man oft die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit. Man denkt oft nur an die Ökologie, aber Nachhaltigkeit umfasst auch viel Ökonomie, es muss einfach wirtschaftlich sein, damit es funktioniert – und soziale Aspekte. In diesen Bereichen sind wir gut aufgestellt und informieren hier auch stark.
Ein Beispiel ist unsere Klassifizierung „Ausgezeichnete Bayerische Küche“, die Regionalität, Originalität und Saisonalität, dass alles gehört dazu. Wir wollen auch im Hinblick auf die Energiekrise, dass unsere Betriebe möglichst autark werden. Da sind wir auf einem guten Weg, aber es bedarf noch weiterer Unterstützung, auch von staatlicher Seite, um sowohl wirtschaftlich gut aufgestellt zu sein als auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Wir beschäftigen uns intensiv mit diesen Themen. Vor allem beraten und informieren wir unsere Betriebe umfassend.
Ich weiß nicht, Daniela, hast du noch etwas zu ergänzen, oder habe ich etwas vergessen?
Daniela Ziegler: Ja, wir befassen uns auch mit Bio-Zertifizierungen in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium. Nächste Woche haben wir einen sogenannten Gastro-Talk in meinem Fachbereich, bei dem wir Gastronomen nahebringen wollen, wie sie ihren Betrieb mit Bio-Lebensmitteln noch besser aufstellen können. Hier haben wir sehr gute Kontakte ins Landwirtschaftsministerium. Natürlich versuchen wir, unsere Betriebe energiebewusst aufzustellen. Das sagte Dr. Geppert gerade, manchmal ist es besser, einen Betrieb zu sanieren, statt ihn abzureißen, um Rohstoffe zu sparen – das ist gerade sehr im Trend. Wir beraten unsere Mitglieder in allen Bereichen und bieten ihnen umfassende Hilfestellung.
Kapitel 5: Schlusswort und Outro
Doreen: Vielen lieben Dank! Das klingt richtig gut. Man merkt, dass Ihnen diese Themen sehr am Herzen liegen, das ist schön. Gibt es noch etwas, das Sie unseren Hörerinnen und Hörern mitgeben möchten, die vielleicht gerade zuhören? Ansonsten wäre ich tatsächlich schon am Ende.
Daniela Ziegler: Ja, eines noch: Wenn Ihnen Mehrweg angeboten wird, schauen Sie es sich an. Sagen Sie nicht gleich „nein“, sondern einfach hinschauen und zuhören, ob es doch vielleicht heute die Mehrwegbox ist.
Dr. Thomas Geppert: Wir haben nicht nur im Bereich Mehrweg tolle Partner, sondern auch mit Flyeralarm einen großartigen Partner, der uns überall unterstützt.
Doreen: Ein wunderbares Schlusswort! Vielen lieben Dank für das tolle Interview. Es hat uns sehr gefreut, heute mit Ihnen sprechen zu dürfen – oder in meinem Fall: Ich persönlich habe mich sehr gefreut!
Dr. Thomas Geppert: Die Freude liegt ganz auf unserer Seite. Vielen Dank und alles Gute, auf Wiedersehen!
Doreen: Noch einmal vielen herzlichen Dank an Herrn Dr. Geppert und Frau Ziegler für die geballten Informationen, die wir gerade aus erster Hand bekommen haben. Ich hoffe, wir konnten euch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und euch motivieren, Mehrwegsysteme auch in eurem Betrieb einzusetzen. Weitere Infos findet ihr selbstverständlich in den Shownotes – wir verlinken euch dort die Seite des DEHOGA-Verbands und auch die Seite des Recup-Mehrwegsystems.
Wenn euch die Folge gefallen hat, dann liked sie doch gerne! Noch besser wäre es, wenn ihr den Podcast abonniert – darüber würde ich mich sehr freuen. Jetzt sage ich erst einmal tschüss und danke fürs Zuhören!
Shownotes
Offene Fragen zur Mehrwegpflicht für die Gastrobranche? Hatten wir auch! Deswegen haben wir noch einmal ganz genau nachgefragt – und zwar beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e. V. In diesem Spezial spricht Doreen mit dem bayrischen Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert und seiner Kollegin Daniela Ziegler, Kreisgeschäftsführerin des DEHOGA Bayern e. V. in München und Geschäftsführerin des Fachbereichs Gastronomie. Es geht um:
- den Sinn und Zweck der Mehrwegangebotspflicht 2023 aus dem Verpackungsgesetz
- die Aufwände, aber auch Chancen, die das Gesetz für Unternehmen mit sich bringt
- clevere Mehrwegsysteme wie z. B. das RECUP- und REBOWL-System und wie man sie nutzen kann
Viel Spaß beim Zuhören!
Mehr zum DEHOGA Bayern e.V.: https://www.dehoga-bayern.de/mitgliedschaft/jetzt-mitglied-werden/
Hier geht’s zum RECUP- und REBOWL-Mehrwegsystem: https://info.recup.de/flyeralarm
Wir freuen uns über Kommentare zu dieser Folge bei Social Media: https://www.instagram.com/flyeralarm.official/?hl=de
Was ist die Mehrwegpflicht?
Die Mehrwegpflicht resultiert aus dem im Mai 2021 vom Bundestag beschlossenen Verpackungsgesetz. Bereits seit 2022 sind demnach alle Getränkedosen sowie Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff pfandpflichtig. Ab Januar 2023 tritt nun ein Gesetzesentwurf in Kraft, der sogar noch einen Schritt weiter geht: Sowohl Speisen als auch Getränke zum Mitnehmen müssen ab diesem Zeitpunkt in mindestens einer Mehrwegverpackung angeboten werden. Einweg-Lebensmittelverpackungen bleiben dabei weiterhin als Alternative erlaubt. Was nicht erlaubt ist, ist eine Preisdiskrepanz der beiden Verpackungsvarianten: das heißt, dass die Mehrwegalternative im Vergleich zur Einwegverpackung keinen Aufpreis kosten darf. Es darf allerdings ein Pfand verlangt werden, das bei Rückgabe entsprechend erstattet wird.
Der Grund für die Einführung der Mehrwegpflicht ist die zunehmende Flut an Abfall durch Einwegverpackungen, die nach Gebrauch im Müll landen. Vor allem während der Coronapandemie stiegen Angebot und Nachfrage nach sogenannten Take-Away-Speisen und -Getränken enorm. Was für die Gastronomie aufgrund der Schließungen von Gasträumen ein Segen war, führte zu einem drastischen Anstieg von Müll: insgesamt mehrere hunderttausend Tonnen im Jahr allein durch benutzte Pommesschütten, Salatschalen, Pappbecher und Co. Die Mehrwegverpackungen sollen nun eine nachhaltige Alternative schaffen, um so die Umwelt zu entlasten.
Für wen gilt das Gesetz?
Das neue Gesetz gilt künftig für alle Gastronomiebetriebe: also Restaurants, Kantinen, Caterer, Cafés, aber zum Beispiel auch für Tankstellen. Eben für alle Betriebe, die Speisen zum Mitnehmen, sogenannte To-Go-Getränke und -Gerichte anbieten.
Die Ausnahme: Arbeiten in einem Geschäft weniger als 5 Angestellte und ist die Ladenfläche kleiner als 80 qm, so ist der Betrieb von der Mehrwegpflicht ausgenommen. In diesem Fall müssen keine Mehrwegvarianten angeboten werden. Das umfasst zum Beispiel Imbisse oder Kioske. Bringen Kunden und Kundinnen hier allerdings ihre eigenen Mehrwegbehältnisse wie eine Lunchbox oder einen Kaffeebecher mit, muss die Möglichkeit gegeben sein, diese anstatt einer Einwegverpackung zu befüllen.
Übrigens: Viele Gastronomieketten (z. B. Bäckereien) haben an Standorten wie Bahnhöfen eine Ladenfläche von weniger als 80 qm. Für sie gilt das Gesetz trotzdem, wenn insgesamt mehr als 5 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angestellt sind – was in der Regel der Fall ist.
Was passiert, wenn die Regelungen nicht eingehalten werden?
Gastronomiebetriebe haben noch bis zum 01.01.2023 Zeit, entsprechende Mehrwegverpackungen einzuführen. Wird diese Frist nicht eingehalten, kann es schnell teuer werden: Denn neben verwaltungs- und zivilrechtlichen Konsequenzen drohen Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro.
Alternativen zur Einwegverpackung und ihre Vorteile
Eine Verpackung ist laut Definition Mehrweg, wenn sie gereinigt und wiederverwendet werden kann. Das gilt zum Beispiel für Geschirr aus Edelstahl – das ist leicht, stabil und somit ideal für den Transport von Speisen geeignet. Eine Möglichkeit wäre es also, Ihren Gastronomiebetrieb mit entsprechendem Geschirr in einer gewissen Anzahl auszustatten. Der Vorteil: Sie können es, bevor Sie es Ihrer Kundschaft mitgeben, mit Ihrem eigenen Logo gravieren.
Sind Ihnen die Kosten für eine Neuanschaffung zu hoch, dann gibt es die Option, auf eines von zahlreichen Mehrwegsystemen für die Gastronomie zurückzugreifen. Hier gibt es einige Anbieter, über die Sie gegen einen festgelegten Pfandbetrag die gewünschte Anzahl an Mehrweggeschirr bestellen und nach Gebrauch wieder zurückgeben können. Das funktioniert zum Beispiel über einen QR-Code.
Wollen Sie Einweg-Lebensmittelverpackungen als Alternative behalten, dann sollten Sie zumindest Varianten ohne Plastik wählen. Denn Lebensmittelverpackungen mit Barriereschicht aus pflanzlichen Rohstoffen sind plastikfrei und zudem 100 % recycel- und kompostierbar.
Die Umsetzung der Mehrwegpflicht in der Gastronomie klingt natürlich erst einmal nach viel Aufwand und Kosten. Es ergeben sich jedoch auch zahlreiche Vorteile:
Mehrwegpflicht – der umfassende Leitfaden für Gastronomiebetriebe
Fazit: Mit Mehrweggeschirr jetzt nachhaltig profitieren
Die Einführung der Mehrwegpflicht bedeutet für viele Gastronomiebetriebe zunächst einmal eine Umstellung, die mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Auf lange Sicht wirkt sich das im Januar 2023 in Kraft tretende Gesetz allerdings entlastend auf die Umwelt aus und kommt außerdem dem gestiegenen Umweltbewusstsein der Konsumenten und Konsumentinnen entgegen. So stieg in den letzten Jahren nicht nur die Nachfrage nach regionalen Speisen aus nachhaltigem Anbau und fleischfreien Alternativen, sondern auch nach plastikfreien Verpackungen. Somit folgen Sie mit Mehrwegverpackungen nicht nur einem Trend, sondern zeigen Verantwortungsbewusstsein und bringen sich aktiv für den Erhalt unserer Umwelt ein.