Lokales Marketing für Unternehmen, Selbstständige und Vereine kostet nicht die Welt, erzielt aber viel Aufmerksamkeit. Hannah Seitz und Martin Schürger vom Würzburger Café „Wunschlos glücklich“ wissen das ganz genau – und berichten im FLYERALARM Podcast über Ihre Erfahrungen. Praktische Tipps und jede Menge Zusatzwissen gibt’s gleich obendrauf!
Geschäftsführung des Cafés „Wunschlos glücklich“ im Interview
Kapitel 1: Intro
Doreen: Herzlich willkommen bei Erfolgsdruck – Storys aus dem Mittelstand, dem FLYERALARM Podcast über druckreife Marketing- und Businessideen. Mein Name ist Doreen und neben mir sitzt heute mein Kollege Marco.
Marco: Hallo.
Doreen: heute geht es hier um das Thema lokales Marketing. Also darum, wie du es schaffst, dass dein Geschäft oder Restaurant in deiner Region bekannter wird.
Marco: Und genau deshalb haben wir uns heute Hannah und Martin eingeladen. Die beiden betreiben ein Café in der Würzburger Altstadt. Das nennt sich „Wunschlos glücklich“ und ohne jetzt übertreiben zu wollen, aber das ist das Trendcafé in der Würzburger Altstadt. Warum das so ist, welchen Weg die beiden hinter sich haben und wie genau sie ihr Café so erfolgreich gemacht haben, das erzählen sie uns am besten selbst.
Kapitel 2: Das Café-Konzept von „Wunschlos glücklich“
Doreen: Hallo Hannah, hallo Martin. Wir freuen uns sehr, dass ihr da seid und haben ein paar Fragen an euch. Natürlich würde ich aber vor allem erstmal wissen wollen: Wer seid ihr denn überhaupt? Stellt euch doch mal kurz vor und erzählt uns das Wichtigste über euer tolles Café.
Hannah: Schön, dass wir hier sein dürfen. Ich bin Hannah. Ich habe in einer Veranstaltungsagentur eine Ausbildung gemacht und habe damals schon den Larry kennengelernt. Larry ist der Spitzname von Martin; unter dem Namen Martin kennt dich eigentlich kaum jemand. Wir haben viele Veranstaltungen zusammen gemacht und ich war immer froh, wenn ich Larry anrufen konnte: „Larry, ich brauche jetzt da noch Licht, da muss die Bühne hin.“ Genau, so haben wir uns kennengelernt und irgendwann gedacht, wir wollen das, was wir hier machen, eigenständig mit unserer Philosophie umsetzen und vor allem noch Veranstaltungen und Café verknüpfen. Das war unser Traum.
Marco: Vielleicht mal kurz zur Erklärung für die Zuhörenden: Ihr betreibt ein Café mit einer besonderen Atmosphäre. Wir können später noch darauf eingehen, was die besondere Situation ausmacht. Ihr liegt in der Würzburger Altstadt, die für ihre vielen Kirchen, den Dom, eine Einkaufspassage und unendlich viele Cafés und Bäckereien bekannt ist, vor allem Bäckerei-Ketten. Euer Café „Wunschlos glücklich“ liegt in einer Seitengasse im Hinterhof und ist trotzdem DAS Café in der Altstadt. Warum?
Martin: Weil wir damals einfach etwas gebaut haben, das uns selbst gefallen hat und hinter dem wir stehen. Wir haben uns nicht an bestehenden Konzepten orientiert und durchaus auch einige Brauerei-Konzepte verworfen, die uns vorgelegt wurden. Irgendwann haben wir gesagt: „Wir machen es so, wie wir wollen. Wir brauchen keine Hochglanzmöbel, keine Brauereistühle, kein Flaschenregal hinter der Bar. Wir wollen es gemütlich, so dass sich Alt und Jung wohlfühlen. “ Das war letztendlich ein Selbstläufer.
Hannah: Uns war auch total wichtig, dass Menschen bei uns so sein können, wie sie sind. Wir wollen nicht, dass man sich Gedanken machen muss: „Kann ich da jetzt reinkommen? Wie muss ich angezogen sein?“ Wir wollen, dass Menschen zusammenkommen. Vor allem wollen wir, dass Kinder und Familien Platz haben. Wir haben da wirklich eine Marktlücke gesehen. Es ist immer noch so, dass Kinder und Familien im öffentlichen Raum wenig Platz haben, obwohl jede und jeder danach sucht. Es gibt eigentlich keine Alternativen, wo man hingehen kann. Das war uns ein großes Anliegen. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum der Laden immer so voll ist. Wenn man das Gefühl hat, dass Kinder und Familien willkommen sind und Raum haben, dann zieht das viele an.
Marco: Ich war schon öfter bei euch und kann das Konzept nachvollziehen. Aber wie habt ihr dafür gesorgt, dass eure Kundinnen und Kunden das mitbekommen und verstanden haben: „Hier kann ich einfach hingehen, hier können meine Kinder rumtollen“?
Hannah: Wir haben Kinderpreise, bei uns zahlen alle Kinder bis 12 Jahre für Getränke nur die Hälfte. Auf unserer Speisekarte stehen kindgerechte Sachen. Wir haben eine Spielecke, weil wir wissen, dass Eltern im Alltag auch mal Ruhe brauchen und sich hinsetzen und einen Kaffee trinken möchten. Dafür haben wir den Platz geschaffen. Ich denke, das muss man gar nicht groß erklären, das merkt man einfach, wenn man reinkommt.
Kapitel 3: Wie gründet und vermarktet man sein eigenes Café?
Doreen: Habt ihr vorher viel Werbung gemacht, damit man euch überhaupt findet, oder habt ihr einfach eröffnet und geschaut, wie die Leute kommen?
Martin: Wir hatten tatsächlich vorher schon Berichte in den örtlichen Medien und z. B. auch im Fritz Magazin, das zur Eröffnung einen redaktionellen Bericht gebracht hat. Und unsere Mundpropaganda war auch gut.
Hannah: Wir haben ein paar Flyer in der Stadt verteilt. Ich erinnere mich noch an einen Flyer, der hieß „Der Oktober macht alles gut“ oder so ähnlich. Das war ganz schön, mit einem Sessel und einer Stehlampe. So sind wir ein bisschen rausgegangen, auch im Stadtmagazin hier in Würzburg.
Doreen: Also, habt ihr direkt mit lokaler Werbung wie im regionalen Fritz Magazin und klassisch mit Flyern angefangen? Macht ihr das heute noch oder hat sich die Werbung im Laufe der Zeit verändert?
Martin: Diese aggressive Flyer-Thematik von damals machen wir tatsächlich nicht mehr so.
Hannah: Wir haben mal ein Konzert organisiert, das war ganz witzig, mit einer Künstlerin, die mittlerweile echt bekannt ist. Damals war sie noch nicht so bekannt, aber wir haben sie schon gehört und ein Konzert organisiert. Wir haben dann Flyer an die Autos am Dallenberg-Parkplatz verteilt und dafür eine saftige Strafe bekommen. Aber am Ende hat es sich für uns gelohnt und es hat richtig Spaß gemacht.
Marco: Okay, das ist kein Aufruf zu Straftaten, natürlich. [lacht]
Doreen: Was glaubt ihr denn, warum ist das Image eines Cafés oder das Besondere an einem Café überhaupt so wichtig? Reicht es nicht, einfach einen guten Standort zu haben und guten Kaffee anzubieten, damit die Gäste kommen?
Hannah: Also ich denke, es mag sein, dass dann die Gäste kommen, aber ich glaube, dass es nachhaltig immer um eine Überzeugung geht, die man lebt. Wir haben unser Unternehmen schon immer mit Überzeugungen geführt. Diese zu leben und sie den Gästen nahe zu bringen, darum geht es letztendlich. Das macht wirklich erfolgreich.
Martin: Wir machen nichts, weil es im Lehrbuch steht, sondern weil wir davon überzeugt sind. Um noch einmal auf die Frage zurückzukommen: Klar, wenn ich am Marktplatz ein Café habe, die Tür aufschließe und die Kaffeemaschine bedienen kann, dann kommen die Gäste, weil sie einfach da sind. Aber sobald der Standort ein bisschen abseits liegt, würde keiner den Umweg in eine Seitenstraße suchen, wenn es dort nicht gut wäre.
Marco: Lasst uns mal aus der Würzburger Altstadt in euer Café hineingehen. Man verlässt die Altstadt, geht in eine kleine Seitengasse, und auf der linken Seite befindet sich ein Tor. Da muss man hindurch, und oft steht man dort an, wenn man nicht reserviert hat. Dann eröffnet sich ein kleiner Innenhof mit Tischen und Stühlen, und man geht in euer Lokal hinein. Dort gibt es keine zwei gleichen Tische und, ich glaube, auch keine zwei gleichen Kaffeetassen. Alles wirkt irgendwie zusammengewürfelt, aber es passt sehr gut zusammen und hat viel Flair. Habt ihr das von Anfang an so konzipiert oder kam das einfach im Laufe der Zeit?
Hannah: Nein, wir haben das natürlich so konzipiert. Wir hatten eine klare Vorstellung davon, was wir möchten und wie wir es möchten. Wir waren im Zuge unserer Veranstaltungen früher sehr viel unterwegs, auch in verschiedenen Großstädten. Für mich war Berlin immer eine Inspirationsquelle. Ich mag es einfach, viele Dinge, die mir gefallen, zusammenzustellen, sodass es ein rundes und dennoch schönes Bild ergibt. Auch wie das Café aufgebaut ist: Es dürfen viele verschiedene Dinge sein, aber es muss letztendlich ein gutes Bild ergeben. Daran arbeiten wir immer wieder, weil wir natürlich auch Dinge austauschen müssen und immer schauen, wo man etwas Schönes herbekommt. Das ist eine Leidenschaft.
Doreen: Noch einmal ganz kurz zur zeitlichen Einordnung, damit sich alle, die euch noch nicht kennen, das vorstellen können: Wann genau kam es zur Gründung und wie lange hat es vom Entschluss bis zur Eröffnung gedauert?
Martin: Ich weiß jetzt gar nicht, ob es Ende 2008 oder Anfang 2009 war, als wir die ersten Gedanken daran hatten. Im Mai haben wir dann unsere Firma gegründet und natürlich auch den einen oder anderen Rückschlag bei der Objektsuche erlebt.
Hannah: Es war nämlich nicht von Anfang an die Brombachergasse. Wir hatten erst in der Sanderstraße eine Location. Da war ich schon ein bisschen verliebt und echt enttäuscht, als es nicht geklappt hat. Dann kam die Brombachergasse, und es war im Nachhinein der Jackpot. Diese Location, gerade mit diesem Hof, ist perfekt. Viele fragen uns: „Wie kommen denn da die Menschen hin?“ Und wir müssen sagen, damit haben wir wirklich keine Probleme.
Marco: Zur Erklärung: Die Sanderstraße ist eine Partystraße in Würzburg mit vielen jungen Leuten, Studenten, Bars und Kneipen. Also im Grunde das Gegenteil der eher versteckten Brombachergasse.
Martin: Irgendwann im Juli haben wir mit dem Umbau in der Brombachergasse angefangen. Früher war dort ein Buchbinder und ein Lager. Wir haben alles rausgerissen und dann am 31. Oktober des Jahres eröffnet.
Kapitel 4: Die wichtigsten Marketingmaßnahmen für das „Wunschlos glücklich“ Café
Doreen: Ihr habt jetzt schon ein paar Sachen zur Werbung und den Marketingmaßnahmen angesprochen. Was waren im Rückblick die wichtigsten Marketingmaßnahmen für euch? Ist es der Mix oder gab es eine oder zwei Maßnahmen, ohne die euch heute niemand kennen würde? Worauf setzt ihr im Marketing und in der Werbung wirklich?
Hannah: Ich finde die Frage total schwierig zu beantworten. Tatsächlich glaube ich, dass wir kein festes Werbekonzept haben. Wir haben eher das Gefühl, dass es wirklich das ist, was wir gemacht haben: Was gibt es zu essen? Wie sieht unsere Speise- und Getränkekarte aus? Wie ist der Laden gestaltet? Wer darf kommen und wer hat Raum bei uns? Ich glaube wirklich, dass das unser Erfolgskonzept ist.
Es ist nicht so, dass Radio Gong uns bekannt gemacht hat, obwohl wir auch mal Werbung dort gemacht haben. Wir hatten auch die Titelseiten auf der „City“ und im „Fritz“. Letztendlich glaube ich, dass das Thema Familien und Kinder, das durch Mundpropaganda weitergetragen wurde, uns bekannt gemacht hat.
Doreen: Habt ihr Unterstützung bei den Werbemaßnahmen, die ihr so macht? Ihr habt ja Social Media Auftritte, Webseiten und macht offensichtlich auch andere Maßnahmen. Unterstützt euch da jemand?
Hannah: Ja, wir haben unsere Josephine, die seit 2010 bei uns ist. Sie hat erst als Serviceleitung bei uns gearbeitet, dann als Geschäftsleitung im Café und macht jetzt unser komplettes Marketing und Controlling. Neben dem guten Konzept braucht man auch gute Mitarbeiter.
Marco: Das Einrichtungskonzept zieht sich auch durch. Ihr habt verschiedene Tassen und bunte Teller. Speisekarten sind auch nicht 08/15. Habt ihr euch vorher überlegt, wie ihr das aufziehen wollt? Habt ihr einfach den günstigsten Anbieter genommen oder legt ihr bei eurer Ausstattung Wert auf Qualität?
Martin: Sicher nicht auf den günstigsten. Das Bunte ist mit Sicherheit nicht das günstigste, sondern eher am oberen Ende angesiedelt. Aber es ist unser Herz, das dahintersteckt. Es geht nicht um BWL, unsere Controllerin liebt uns auch nicht für alle Maßnahmen, die wir treffen. Aber es ist das, wofür wir stehen.
Marco: Also lieber eine Ausstattung und ein Konzept, das wirklich passt, auch wenn es am Anfang mehr kostet? Damit hat man langfristig mehr Erfolg?
Hannah: Ja, das würde ich so unterschreiben.
Doreen: Was sind die stärksten Umsatzbringer neben dem normalen Tagesgeschäft? Macht ihr spezielle Aktionen oder habt ihr Kooperationen mit anderen Cafés oder Vereinen?
Hannah: Im „Wunschlos glücklich“ direkt?
Doreen: Ja, zum Beispiel habe ich gesehen, dass ihr auch Konzerte macht und kleinen Künstlern eine Bühne gebt.
Hannah: Ja stimmt. Das ist total schade, weil wir das seit Corona nicht mehr machen konnten. Corona hat uns viel Kraft gekostet und wir mussten wirklich kreativ werden in dieser Phase. Und seitdem haben wir das Thema Band so ein bisschen auf Eis gelegt. Wollen da auch gerne wieder hin, aber es ist natürlich auch alles eine Kapazitätssache.
Dadurch, dass wir sehr stark auch Kindergarten- und Schulcatering machen. Das haben wir seit ungefähr 2015 entwickelt – weil mein Sohn in einer Einrichtung war, wo ich gedacht habe, das Essen kannst du echt keinem geben. Da müsste man mal was machen. Und dann haben wir angefangen, zuerst mit einer Einrichtung mit 100 Essen, und mittlerweile sind es immer bei 1300 Essen am Tag. Also, da ist auch ganz viel, was dann noch neben dem Wunschlos-Glücklich stattfindet.
Events machen wir auch. Nächste Woche betreuen wir das Varieté in Sennfeld wieder bzw. den Hafensommer. Und deshalb haben wir unsere Bühne gerade so ein bisschen hintenangestellt, aber auch das wollen wir weiter forcieren. Wir haben zum Beispiel verschiedene Lesungen wieder geplant. Alexandra Zykunov war ja bei uns. Das war so mein Herzensprojekt. Sie hat in ihrem Buch gelesen.
Natürlich ist es schön, weil wir das ja auch so gebaut haben, dass man sagen kann, mittags und frühmorgens können die Kids die Bühne haben und abends dürfen dann Veranstaltungen stattfinden. Aber sonstige Kooperationen mit Cafés oder anderen haben wir jetzt eher nicht.
Marco: Habt ihr schon mal Sponsoring gemacht?
Hannah: Da muss ich sagen, also wir machen so kleine Sachen mal. Wir haben einen Koch, der schon ganz lange bei uns ist, der ist im Fasching sehr aktiv. Da könnten wir ein bisschen was machen. Aber wir haben jetzt noch nichts Riesiges gemacht. Ich muss aber sagen, also wenn ich mal Sponsoring machen würde, dann würde ich das gerne bei der Kickers Jugend machen, weil mein Sohn da im Nachwuchsleistungszentrum spielt. Da sind ja zum Beispiel gerade die Mittel einfach beschränkt. Das ist ja auch durch die Presse gegangen. Also sowas könnte ich mir jetzt vorstellen. Aber sonst haben wir uns bisher mit Vereinssponsoring noch nicht auseinandergesetzt.
Martin: Es wird noch ein bisschen dauern, bis wir mal im Fernsehen auf irgendein T-Shirt oder irgendeine Mütze zu sehen sind.
Marco: Aber wenn, dann hat man es hier zuerst gehört.
Kapitel 5: Tipps und Tricks von Hannah und Martin
Marco: Ihr habt ja gerade schon über die Corona-Zeit gesprochen. Am Wochenende wollte ich mit meiner Frau spontan zu euch gehen. Wir standen dann da auch 20 Minuten, dann haben wir aber aufgegeben. Das heißt, es läuft offensichtlich wieder richtig gut bei euch. Aber wie war das denn so in den Jahren 2020 und 2021?
Martin: Ja, damals haben wir Frühstück ausgeliefert, weil anfangs durften wir nicht einmal „to go“ machen. Wie war das also? Es ist düsterlang her. Wir haben dann quasi mit sieben, acht Autos jeden Tag Frühstücke ausgeliefert, die man bestellen konnte. Wir sind quasi früh um 4 Uhr im Laden gewesen, haben das Zeug frisch gerichtet und dann ausgefahren.
Hannah: Wir haben das wirklich ausgefeilt. Am Anfang war es so, wir saßen zusammen und haben gedacht, was machen wir jetzt? Mist, Situation irgendwie. Aber was haben wir, was wir nutzen können? Da war es schon so, dass wir anderen Cafés da vielleicht auch etwas voraus waren, weil wir durch das Catering einfach Fahrerinnen und Fahrer und viele Autos hatten. Dann haben wir gedacht, das müssen wir jetzt irgendwie nutzen. Wie kriegen wir diese Frühstücksqualität nach Hause? Dann hat ein Koch von uns gesagt, es wäre doch witzig, wenn wir das Zeug in Pizza-Kartons liefern. Dann haben wir das natürlich nicht bedruckt mit „La Gondola“, sondern mit so Natur-Pizzakartons. Das haben wir dann total schön angerichtet. Durch die Frühstücksplatten konnte man das richtig fein in den Kartons anrichten. Dann haben wir noch Zimtschnecken und so alles mitgeliefert. Wir haben das Frühstück ans Bett gebracht, sozusagen. Das hat uns echt geholfen.
Es war zwar wahnsinnig anstrengend, gerade auch mit den Bestellungen. Wir haben am Anfang echt geschwitzt, weil das mega gut angenommen wurde. Es hat einen Run angenommen, dass wir schon teilweise, ich weiß nicht, an Ostern, während Corona, da war es dann zeitweise etwas eng. Da gab es dann Lieferverzögerungen und so. Es war schon eine Nummer, aber wir sind immer mehr reingekommen. Am Schluss lief das System wie am Schnürchen.
Doreen: Ja, also auch in Krisenzeiten immer schön flexibel bleiben?
Hannah: Das muss sein. Alles nutzen, was man hat.
Marco: Wenn du und ich jetzt beschließen würden, wir wollen auch ein Café eröffnen, ein Startup, und wir wollen etwas Einzigartiges haben und genauso erfolgreich sein wie ihr, habt ihr ein paar Tipps?
Hannah: Naja, also mein erster Tipp wäre, wie gesagt, überlegt euch, was ist eure Überzeugung? Was möchtet ihr, dass die Menschen haben, was es vielleicht noch nicht gibt? Wo hängt euer Herz dran? Das muss man vermitteln.
Doreen: Ohne Herzblut wird schon mal nichts.
Martin: Genau. Nicht das machen, was andere gemacht haben und es genauso machen wollen, sondern überlegt euch einfach, wo würde ich mich wohlfühlen? Was fehlt mir in meiner Stadt, wo ich gerne hingehen würde? Dann entwickelt sich etwas Gutes.
Doreen: Dann mit allem reingehen, was man hat, und möglichst ein breites Spektrum an Marketingmaßnahmen und Mundpropaganda nutzen.
Hannah: Die Propaganda entwickelt sich ja, wenn es gut ist, immer so. Also das ist wirklich so. Dann entsteht es von allein. Ein paar Dinge, die muss man einfach machen. Also ich denke, die Flyer-Aktion in der Fußgängerzone war witzig und gut. Ob die uns jetzt wirklich den Laden voll gemacht hat, das glaube ich nicht, aber es gehört natürlich auch dazu.
Martin: Wir sind mit kleinen Pralinen, die man selber gemacht hat, unterwegs gewesen. Dann hatten wir auch mal mit einem Gitarristen dabei. Also immer kreativ sein.
Doreen: Gab es da auch mal eine Aktion, die total nach hinten losgegangen ist? Die also nicht nur nichts gebracht hat, sondern wirklich völlig für die Katz war?
Martin: Ich finde, Marketing ist immer schwer messbar. Man sieht zwar die Summe der Erfolge, aber jetzt zu sagen, das hat gänzlich nichts gebracht, würde ich mir jetzt nicht anmaßen, da irgendeine auszudeuten. Unsere Marketingstrategie ist: einfach mal probieren, loslegen und aufs Beste hoffen. Aber man muss seinem Gefühl vertrauen.
Doreen: Jetzt habe ich noch eine persönliche Frage für euch, weil ich merke, dass euer Herz wirklich an dem Café hängt. Welche Kaffee-Momente machen euch denn persönlich wunschlos glücklich?
[Gelächter]
Hannah: Das „wunschlos glücklich“ ist im Team immer so eine Floskel, die man manchmal nicht mehr hören kann. Super, weil es einfach so immer verwendet wird.
Mich macht es total glücklich, wenn zum Beispiel am Straßenmusikfestival eine Band spielt und die Gäste glücklich sind. Wenn man das einfach mal selber genießen kann, das finde ich schön. Wenn man so reinkommt und das Gefühl hat, alles fließt, da kann ich mich manchmal zurücklehnen und sagen: „Hey, das ist echt ein schöner Ort, den wir da geschaffen haben.“
Martin: Wunschlos glücklich ist, wenn man glücklichen Gästen in die Augen schauen kann.
Doreen: Und uns macht es glücklich, dass es bei euch so lecker ist. Vielen Dank für euren Besuch.
Martin und Hannah: Danke schön.
Kapitel 6: Outro und Zusammenfassung
Doreen: Martin und Hannah haben uns gerade wieder verlassen und auf dem Weg nach draußen haben sie noch etwas extrem Wichtiges zu uns gesagt. Wenn du ein Geschäft gründen möchtest, und bevor du überhaupt anfängst, Businesspläne zu erstellen oder anderen Maßnahmen zu ergreifen, überlege dir, was dir fehlt. Also, was fehlt dir ganz persönlich in deiner Region? Sei also deine eigene Zielgruppe, denn nur so stehst du am Ende 100 % hinter dem, was du tust.
Marco: Das ist doch mal ein schönes Schlusswort. Falls du jetzt auch mit dem Gedanken spielst, ein eigenes Geschäft, ein Café oder generell irgendein Business zu eröffnen, dann können wir dir nur empfehlen, mach es so wie Hannah und Martin: mit ganz viel Herzblut und einer gesunden Portion Mut.
Und wenn du jetzt Inspiration suchst, dann folge am besten FLYERALARM auf Instagram, Facebook und so weiter. Außerdem würden wir uns über eine positive Bewertung und auch über ein Abo freuen, falls du uns noch nicht folgst.
Doreen: Genau. Und an dieser Stelle sagen wir für heute erstmal tschüss und hoffentlich bis zum nächsten Mal.
Marco: Bis dann.
Shownotes
Ein Geschäft direkt in der Fußgängerzone ist ein echter Glückstreffer. Doch was, wenn der Laden so versteckt liegt, dass potenzielle Kundschaft quasi nie daran vorbeikommt? Für Hannah Seitz und Martin Schürger aus Würzburg ist das gar kein Problem. Denn ihr Café, das „Wunschlos glücklich“, ist in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund – und das obwohl sie ihre Waffeln, Cappuccinos und Co. im Hinterhof einer kleinen Seitengasse servieren.
Wie sie es geschafft haben, seit fast 14 Jahren nicht nur sehr erfolgreich, sondern lokal auch extrem bekannt zu sein, das erzählen sie uns in dieser Folge. Hannah und Martin berichten von ihren Anfängen in der Event- und Gastrobranche und darüber, wie sie sich durch ihr einzigartiges Konzept einen Namen in Würzburg machen konnten. Obendrein haben sie natürlich auch den einen oder anderen Business-Tipp in petto.
In dieser Podcast-Folge geht es darum:
- wie man mit Herzblut von der ersten Idee zum eigenen Geschäft kommt
- wie wichtig Authentizität für den Erfolg eines Business ist
- welche Marketingmaßnahmen für regionale Bekanntheit sorgen können
- wie man auch in Krisenzeiten flexibel und damit im Geschäft bleibt
Wir wünschen viel Spaß beim Interview mit Hannah und Martin!
Das Café „Wunschlos glücklich“: www.wunschlos-gluecklich.net/home
Die Veranstaltungsagentur „Wunschwerk“: www.daswunschwerk.de
Wir freuen uns über einen Kommentar zum Post dieser Folge bei Social Media: www.instagram.com/flyeralarm.official
Tipp 1: Nehmen Sie am Leben in Ihrer Region teil
Ob Sie ein neues Geschäft aufmachen, Ihren Laden nach Umbaumaßnahmen wiedereröffnen oder Ihren Kundenstamm einfach erweitern wollen: Speziell für kleine und mittlere Unternehmen, Selbstständige oder Vereine ist lokales Marketing ein unverzichtbares Instrument, um schnell Neukunden in direkter Umgebung zu gewinnen. Mit ein paar Kniffen ist es nicht schwierig, Ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Sie können in Ihrem Geschäft mit guten Angeboten, hochwertigen Produkten und persönlicher Beratung punkten – und trotzdem könnten mehr Kundinnen und Kunden Ihren Laden besuchen? Mit ein paar lokalen Marketingmaßnahmen zeigen Sie potenziellen Ihre Stärken.
Wenn Sie auf Laufkundschaft aus Ihrer direkten Umgebung angewiesen sind und Ihre Bekanntheit steigern wollen, sollten Sie am Leben dieser Menschen teilnehmen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
- Sie unterstützen Veranstaltungen, die von Ihren potenziellen Kunden besucht werden
- Sie organisieren selbst eine Veranstaltung
Dazu hilft es, Ihre bestehenden Kunden und Kundinnen gut zu kennen und deren Interessen einschätzen zu können. Sie vertreiben Fair-Trade-Lebensmittel und legen Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt? Finden Sie heraus, ob es in Ihrer näheren Umgebung alternative Festivals, Informationsveranstaltungen zum Umweltschutz oder Aktionsbündnisse gibt. Treten Sie mit den Organisatoren in Kontakt und erkundigen Sie sich, ob Sie die Aktion unterstützen können. Im Gegenzug verteilen Sie bei den Events Flyer und Broschüren über Ihr Unternehmen. Vielleicht können Sie auch Banner oder Planen an viel frequentierten Stellen der Veranstaltung anbringen – oder sogar einen kleinen Info-Stand. Ist Ihr Unternehmen beispielsweise im Gerüstbau tätig, nehmen Sie dementsprechend an Messen und Ausstellungen rund ums Thema Bauen teil. Sie sind im Fußballverein aktiv und auf der Suche nach neuen Mitgliedern? Denken Sie heute schon an Morgen und unterstützen Sie das Sommerfest des Kindergartens ganz in Ihrer Nähe – den Eltern werden Sie positiv in Erinnerung bleiben.
Andererseits können Sie natürlich selbst eine Veranstaltung organisieren. Anlässe gibt es genug: die Neu- oder Wiedereröffnung Ihres Ladens, ein Firmenjubiläum oder ein Sommerfest. Wichtig ist nur, dass Sie genug Werbung für Ihre Veranstaltung machen, um nicht übersehen zu werden. Schalten Sie eine Anzeige in Ihrer Lokalzeitung, erstellen Sie eine Facebook-Veranstaltung und verteilen Sie Flyer in der Fußgängerzone.
Tipp 2: Werden Sie Sponsor oder Sponsorin
Ihre Werbung soll nicht nur für einen kurzen Veranstaltungszeitraum, sondern dauerhaft sichtbar sein? Dann werden Sie Sponsor oder Sponsorin. Vereine und ehrenamtliche Vereinigungen sind ständig auf der Suche nach unterstützenden Firmen und für jede Hilfe dankbar. Dabei sollten Sie Ihre Zielgruppe im Auge behalten: Betreiben Sie einen Laden für Hi-Fi-Zubehör und Instrumente? Dann haben Musikschulen und Konzertveranstalter mit Sicherheit ein offenes Ohr für Sie. Vielleicht werden Sie ja auch von Vereinen angesprochen – hören Sie sich das Angebot ruhig an.
Ein Perspektivwechsel kann nicht schaden: Hier finden Sie einen Blogbeitrag, in dem beschrieben wird, auf was Vereine bei der Sponsorensuche beachten sollten.
Begeistern Sie neue Kundschaft im Vorbeigehen
Neukundinnen und -kunden finden Sie nicht nur bei Events und Veranstaltungen, sondern auch direkt vor Ihrem Geschäft. Wenn samstagnachmittags unzählige Menschen durch die Altstadt bummeln, vorbei an Läden, Restaurants, Filialen und Essensständen, sollten möglichst viele der Passantinnen und Passanten bei Ihnen Halt machen. Egal, ob Ihr Geschäft prominent an der Einkaufsmeile oder charmant in einem Seitengässchen liegt, Ihr Außenauftritt muss auffallen!
Das muss weder kompliziert noch teuer sein: Sie können individuell gestaltete Flaggen vor Ihrem Geschäft im Wind flattern lassen, Ihr Schaufenster mit allerhand Folien, Stickern oder Plakaten auffällig gestalten oder mit Kundenstoppern auf besonders attraktive Angebote hinweisen. In der dunklen Jahreszeit fallen Sie mit einer außergewöhnlichen Beleuchtung oder prägnanter Leuchtreklame auf.
Ihr Geschäft kann noch so einladend attraktiv eingerichtet sein, manchmal haben Menschen einfach keine Zeit oder Bedarf, Ihnen einen Besuch abzustatten. Speziell für Restaurantbetreiberinnen und -betreiber lohnt es sich daher, Speisekarten als Faltblatt oder Flyer zum Mitnehmen anzubieten. Am besten mit wetterfesten Prospekthängern, die Sie außen an Ihrem Geschäft anbringen können.
Tipp 3: Gehen Sie online, um offline gefunden zu werden
Last but not least: Bestechen Sie durch eine aufgeräumte, übersichtliche Homepage ganz in Ihrer Corporate Identity und vergessen Sie nicht Ihren Auftritt in den sozialen Netzwerken. Facebook und Instagram sind hier ein Muss. Im B2B-Bereich sollten Sie zudem auf LinkedIn und Xing präsent sein. Erstellen Sie dort eigene Firmenseiten und treten Sie in lokale Gruppen ein. Halten Sie Ihre Followerinnen und Follower auf dem Laufenden, indem Sie in regelmäßigen Abständen Beiträge zu Angeboten, Rabattaktionen, neuen Produkten oder Sponsoring-Aktivitäten veröffentlichen.
Weiterhin sollten Sie Ihre Sichtbarkeit auf Google Maps steigern. Dafür legen Sie sich zuerst ein Unternehmensprofil bei Google My Business an. Was hierbei nicht fehlen darf:
- Visualisieren Sie Ihr Unternehmen mit hochwertigen Bildern und Ihrem Logo.
- Halten Sie Kontaktdaten und Öffnungszeiten aktuell.
- Wählen Sie präzise Kategorien, die Ihr Unternehmen am besten beschreiben. Dies hilft Google, Ihr Geschäft korrekt einzuordnen.
- Sorgen Sie für eine aussagekräftige Firmenbeschreibung mit lokalem Bezug.
- Verlinken Sie Ihre Website.
Außerdem sollten Sie Ihre Einträge in Empfehlungsportalen, wie zum Beispiel Yelp, Tripadvisor oder kaufDa, überprüfen und zuverlässig sowie schnell auf die Bewertungen Ihrer Kundschaft reagieren. Danben gibt es noch zahlreiche weitere Branchenbücher, in die Sie Ihr Unternehmen eintragen könnten. Mehr Informationen dazu haben unsere Kolleginnen und Kollegen von FLYERALARM Digital zusammengefasst:
Unterstützung benötigt?
Sollten Sie die Ratschläge beherzigen und die für Sie sinnvollsten Maßnahmen umsetzen, werden Sie künftig sicher neue Kundschaft begrüßen können. Natürlich ist noch kein Marketingprofi vom Himmel gefallen und aller Anfang schwer. Sollten Sie Fragen zu sinnvoller Werbetechnik, Messebau, Give-Aways oder den perfekten Druckprodukten für Ihr Budget und Ihren Anwendungsbereich haben, schreiben Sie uns gerne an: entweder hier direkt unter dem Artikel oder via Chat, Telefon oder Kontaktformular im FLYERALARM Onlineshop.
Guter Basic-Beitrag, weiter so. Gerade Infos, wie man Werbemittel gut einsetzt, sind nützlich und geben erst den richtigen Mehrwert.
Hallo Dirk,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Freut uns, dass Ihnen der Artikel gefällt.
Herzliche Grüße
Marco
Was soll Google + Local sein? Meint ihr Google MyBusiness?
Hallo Harry,
danke für Ihren Kommentar. Google Plus Local, früher Google Places, ist tatsächlich ein bestandteil von Google My Business. Google My Business ist quasi die zentrale Verwaltungsstelle, mit der man verschiedene Google Dienste verwalten und verknüpfen kann. Ändern sich beispielsweise die Laden-Öffnungszeiten während der Sommerferien, werden diese Informationen automatisch in der Google Suche, bei Google Maps und Google Plus übernommen. Google My Business liefert außerdem nützliche Statistiken zu Klick- und Aufrufzahlen Ihrer Homepage. Oder gleich eine relativ einfach und trotzdem ansprechend gestaltete Homepage.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und herzliche Grüße aus Würzburg
Marco