Das Logo ist DAS Erkennungszeichen einer Marke und Mutter des Corporate Designs . Das sagt auch Kommunikationsdesigner und „Logodesign“ Buchautor Frank Koschembar. Im FLYERALARM Podcast „Erfolgsdruck“ haben wir ihn gefragt, was es beim Gestalten und Verwenden von Logos zu beachten gilt. Alle Tipps und vieles mehr gibt’s hier zum Hören und Nachlesen.
Kommunikationsdesigner Frank Koschembar im Interview
Kapitel 1: Intro
Marco: Herzlich willkommen bei Erfolgsdruck – Storys aus dem Mittelstand, dem FLYERALARM Podcast über druckreife Marketing- und Businessideen. Mein Name ist Marco und neben mir sitzt meine geschätzte Kollegin Doreen.
Doreen: Hallo.
Marco: Wir sprechen heute über Grafiken bzw. Darstellungen, die für bekannte Unternehmen oder Organisationen stehen – also Logos. Ich habe dazu gleich mal ein Rätsel für dich, Doreen. Stell dir mal Folgendes vor: Zwei rundlich geschwungene Bögen, die ein gelbes M auf rotem Untergrund bilden. Woran denkst du?
Doreen: Das müsste McDonald’s sein.
Marco: Genau, ganz genau. Ein hellblauer lächelnder Pfeil, gedruckt auf einen Versandkarton.
Doreen: Das ist wahrscheinlich Amazon Prime.
Marco: Ja, auch nicht schlecht. Und genau darauf will ich hinaus. Bei einem guten Logo genügt schon allein die Beschreibung, um sofort die damit verbundene Marke zu erkennen. Wir sprechen heute also darüber, wie man Unternehmen eine unverwechselbare Optik verpasst und im Idealfall sogar einen Charakter.
Doreen: Ganz genau. Und dafür haben wir uns Frank Koschembar eingeladen. Er war Art Director und Creative Director bei verschiedenen Agenturen und hat seit 1993 selbst eine Design-Agentur gegründet, die es übrigens heute auch noch gibt. Außerdem lehrt er seit über 20 Jahren an verschiedenen Hochschulen und der Akademie der deutschen Medien über Grafikdesign und Kommunikation. Und weil er dazwischen trotzdem noch Freizeit hat, schreibt er auch Lehrbücher zu all diesen Themen. Das heißt, er weiß ganz genau, wovon er spricht, und wir freuen uns sehr, dass er das heute auch mit uns tut.
Kapitel 2: Was ist ein Logo?
Marco: Hallo Herr Koschembar und vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Gespräch nehmen.
Frank Koschembar: Hallo zusammen.
Marco: Sie beschäftigen sich jetzt ja schon einige Jahrzehnte mit Gestaltung und Design und ganz speziell auch der Gestaltung von Logos. Sie haben sowohl Logos im Auftrag von Kundinnen und Kunden gestaltet als auch an Hochschulen und Akademien gelehrt. Wie sind Sie eigentlich zum Experten für Logodesign geworden?
Frank Koschembar: Das ist so im Laufe meines Berufslebens passiert. Also ich bin ja schon sehr lange dabei, ich bin Kommunikationsdesigner, habe mich mit allen möglichen unterschiedlichen Themen im Kommunikationsdesign beschäftigt, hatte dann irgendwann auch mal die Möglichkeit, Logos zu gestalten und habe dann einfach gemerkt, wie unglaublich interessant dieses Thema ist. Ein Logo ist ja eigentlich ein sehr vereinfachtes Bild eines Inhalts, und ich habe festgestellt, dass man alles, was man so gelernt hat und kann, wenn man das in dieses Bild legt, ist das eine ganz besondere Aufgabe, die mich sehr interessiert hat und angesprochen hat. So habe ich mich zum Experten für Logodesign entwickelt.
Doreen: Ist dann die Gestaltung eines Logos Ihrer Meinung nach die Königsklasse beim Designen?
Frank Koschembar: Ja, das ist absolut die Königsklasse. Es ist die Essenz von allem.
Doreen: Aber was genau verstehen Sie denn jetzt persönlich unter einem Logo? Ich glaube, da verstehen viele Leute verschiedene Sachen darunter. Also ich habe zum Beispiel gelernt im Gestaltungsgrundkurs, es gibt Wort- und Bildmarken, es gibt Symbole, es gibt alles Mögliche. Was ist jetzt laut Ihrer Definition ein Logo?
Frank Koschembar: Also ein Symbol ist kein Logo. Ein Symbol ist ein Bild, das für bestimmte Dinge stehen kann. Ein Logo, das haben Sie schon ganz richtig gesagt, besteht in der Regel aus einer Wortmarke und einer Bildmarke. Ein Logo sollte eigentlich so einprägsam sein, dass ein einziges Zeichen ausreicht, um sofort eine Marke oder ein Unternehmen damit in Verbindung bringen zu können. Es ist auch so, dass die meisten Logos tatsächlich aus einer Wortmarke und einer Bildmarke bestehen. Beispielsweise Mercedes-Benz: Da haben wir den Stern, wir haben aber auch den Schriftzug. Idealerweise ist es so, dass ich, wenn ich den Schriftzug sehe, sofort an den Stern denke und wenn ich den Stern sehe, sofort an den Schriftzug denke. Also es ist eigentlich ein Logosystem, wenn man so möchte.
Doreen: Aber, und diese Logos bestehen, wie Sie in Ihrem Buch „Logodesign“ auch schreiben, aus sogenannten Ur- und Grundzeichen. Was sind das jetzt wieder?
Frank Koschembar: Wir Kommunikationsdesignerinnen und -designer sagen das immer so ein bisschen augenzwinkernd. Wir sind ungefähr 60.000 Jahre alt, nämlich so alt, wie die ersten Aufzeichnungen, Einritzungen in Felsformationen, gefunden wurden, die auch oft schon sehr künstlerisch sind. Die sind 60.000 Jahre alt, und selbstverständlich haben sich Menschen auch schon immer mittels Zeichen miteinander kommuniziert. Nehmen wir einfach mal das christliche Kreuz. Ja, das könnte man ja als ein sehr altes Logo bezeichnen. Und dieses Kreuz ist nicht erst 2000 Jahre alt, so wie wir rechnen, sondern dieses Kreuz ist erheblich älter. Es ist nämlich das Grundzeichen für den Menschen. Wenn wir die Proportion des Kreuzes uns anschauen, erkennen wir einen Menschen mit ausgestreckten Armen. Erst durch Jesus Christus ist dieses Kreuz zum Zeichen für das Christentum geworden. Man kann sagen, es ist wirklich eines der ersten und ältesten Logos, die es gibt.
Ein Logo ist immer ein Zeichen für eine Gemeinschaft. Das muss nicht unbedingt ein Unternehmen oder eine Organisation sein. Es kann auch eine Menschen-Gemeinschaft sein. Vereinswappen sind zum Beispiel auch eigentlich nur Logos.
Ein Wappen ist etwas anderes, weil das Wappen in die sogenannte Heraldik gehört. Das sind frühere Feldzeichen gewesen, die natürlich auch eine Logo-Funktion haben, aber Wappen sind eine eigene Gattung, die nicht zu den Logos gezählt werden. Wappen haben in der Heraldik Farben und Formen, die etwas Bestimmtes sagen. Das kommt aus den kriegerischen Auseinandersetzungen des Mittelalters. Da musste man einfach erkennen, wer der andere ist – gehört der zu mir? Sind das Freunde oder Feinde? Das musste klar sein, nicht dass ich den Falschen angreife.
Kapitel 3: Kriterien für ein gutes Logodesign
Marco: Warum ist das eigentlich so, dass ein Logo imstande ist, sehr komplexe Zusammenhänge innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde zu vermitteln?
Frank Koschembar: Ich nehme jetzt einfach mal das Beispiel McDonald’s. Dieses große gelbe M, die „Golden Arches“, stimuliert sofort die Magensäfte, wenn ich Hunger habe und auf Fast Food stehe. Wenn ich auf der Autobahn fahre und schon Stunden unterwegs bin, sehe ich diese Golden Arches und bekomme sofort Appetit. Das ist die Aufgabe eines Logos.
Marco: Ich habe mal auf einer Fun-Fact-Internetseite gelesen, dass das McDonald’s-Logo auch gelb ist mit einem roten Akzent, weil angeblich die Kombination aus Gelb und Rot appetitanregend sein soll. Gibt es solche psychologischen Effekte bei Farben, die man bei der Logogestaltung bedenken muss?
Frank Koschembar: Es gibt psychologische Effekte. Übrigens ist der rote Akzent von McDonald’s schon lange auf dem Rückweg und wird durch Grün ausgetauscht. Es ist nicht unbedingt möglich, durch bestimmte Farben ganz klar bestimmte Körperreaktionen hervorzurufen, aber unser Farbspektrum besteht aus warmen, kalten und neutralen Farben. Die warmen Farben werden immer dort angewendet, wo man visuell laut und stark sein möchte. Kalte Farben wie Blau sind sehr zurückgenommen; Blau ist die beruhigendste Farbe überhaupt, und das ist physiologisch nachweisbar. Neutrale Farben wie Grün bewegen sich in der Mitte – sie wollen weder aggressiv noch passiv sein.
Doreen: Das heißt, die Farbenlehre wäre schon ein wichtiges Kriterium für gute Logos. Man sollte sich über die Farbe bewusst sein und auch darüber, ob man eine warme, kalte oder neutrale Farbe verwendet, und welche Wirkung diese eventuell in der Zielgruppe auslösen.
Frank Koschembar: Richtig. Ich sage immer, wenn man Logos gestaltet – und ich bin ja nicht der einzige, es gibt viele andere – oder ich lehre in diesem Bereich: Macht euch erstmal von dieser ganzen Lehre frei. Macht einfach, was ihr möchtet, und überprüft es dann anhand der Kriterien, die für den Kunden wichtig sind. Es gibt Farben, die in der Farbwirkung sehr unattraktiv sind, wie Lila und Violett, aber sie können ein Alleinstellungsmerkmal sein, wie bei der Telekom und der Schokoladenmarke Milka. Dadurch haben sie eine Eigenstellung mit nicht populären Farben gewonnen. Alle gestalterischen Kriterien bedingen sich gegenseitig. Natürlich kann man sagen, in der Regel ist es so und so, aber man sollte sich erstmal von der Lehre frei machen, weil Gestaltung zu 50 % aus Intuition und zu 50 % aus Handwerk besteht.
Marco: Was sind allgemeine Kriterien, an denen man sich orientieren kann, wenn man ein gutes Logo gestalten möchte?
Frank Koschembar: Einfachheit. Ikonographie. So einfach wie möglich. Der große Logodesigner Kurt Weidemann, der mittlerweile verstorbene deutsche Logodesigner, hat gesagt: „Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.“
Doreen: Das ist ein schöner Vergleich.
Kapitel 4: Ein Logo Schritt für Schritt designen
Marco: Vielleicht gehen wir mal über zu Ihrer Arbeitsweise. Also, Sie haben ja schon für ganz unterschiedliche Firmen und auch unterschiedlichste Branchen Logos und ganze Corporate Designs entworfen. Was sind jetzt die ersten Schritte bei Ihnen, wenn ein Unternehmen an Sie herantritt und sagt, es hätte gern ein Logo?
Frank Koschembar: Das Erste, was ich mache: Ich gehe damit „schwanger“. Also, ich kann zwar nicht schwanger gehen, aber ich gehe mental damit schwanger. Diese Aufgabe begleitet mich den ganzen Tag. Nicht intensiv, aber ich habe sie immer im Hinterkopf. Egal, ob ich mit der S-Bahn durch die Stadt fahre oder bestimmte Wege erledigen muss, ich sauge mein Umfeld unter dem Vorzeichen meiner Aufgabe auf. Relativ schnell bekommt man Anstöße und Ideen.
Diese Ideen halte ich fest. Das ist unglaublich wichtig, denn eine Idee vergisst man genauso schnell, wie sie gekommen ist. Ich habe immer etwas dabei, um Notizen zu machen, und wenn es mein Smartphone ist. Ich sammle erstmal Eindrücke. Dann ist es sehr, sehr wichtig zu recherchieren, was das Umfeld macht. Da kann man schon sehr gut lernen, in welche Richtung bestimmte Branchen gehen.
Dann fange ich an zu entwerfen, tatsächlich immer mit der Hand und einem Stift. Das ist auch in meiner Lehre ein Muss. An Hochschulen ist das übrigens immer noch so: Man muss mit dem Stift und auf Papier arbeiten, weil das völlig andere Synapsen anspricht, als wenn man sich sofort an den Computer setzt. Dann mache ich die Umsetzung am Computer und recherchiere wieder unbedingt. Sobald ich eine Doppelung produziere, habe ich dem Kunden oder der Kundin unter Umständen ein gigantisches Problem geschaffen, nämlich das des Plagiats. Dann war das ganze Geld, das ausgegeben wurde, dahin und man muss neu anfangen, oft auf eigene Kosten.
Marco: Das ist wahrscheinlich gar nicht so einfach, wenn ein Logo möglichst abstrahiert sein soll. Und wenn jetzt zum Beispiel eine Arztpraxis auf Sie zukäme und sagt, ich möchte ein Logo, da gibt es ja schon relativ viele Arztpraxen in Deutschland. Wie schafft man es, sich trotzdem noch zu unterscheiden?
Frank Koschembar: Also, wenn eine Arztpraxis zu mir kommen würde und ein Logo haben wollte, würde ich sagen: Wow, die wissen, um was es geht. Es gibt natürlich viele Portale mittlerweile, wo man sich ein Template herunterladen kann und dann den Namen der Arztpraxis einfügt. Das Dumme ist nur, dass dieses Logo dann mindestens 50 andere Arztpraxen in Deutschland auch haben werden, wenn nicht 100 oder 150. Das Abheben fällt dann tatsächlich schwer. Ich würde erstmal wirklich Zeit in die Recherche stecken, um zu sehen, was es schon gibt. Ich möchte immer Plagiate vermeiden und würde erst dann versuchen, in eine neue gestalterische Richtung zu denken, sodass meine Auftraggeberin oder mein Auftraggeber wirklich etwas Einzigartiges hat und nicht nur ein „Me-too“.
Doreen: Verstehe. Das wäre jetzt vielleicht schon ein typischer Fehler, den man machen kann, wenn man ein Logo gestaltet, nämlich dass man aus Versehen ein Plagiat produziert. Was gibt es denn noch für typische Fehler beim Gestalten von Logos? Was ist Ihnen schon begegnet oder vielleicht auch selber passiert?
Frank Koschembar: Ein sehr typischer Fehler, den ich immer wieder sehe, sowohl bei großen als auch bei kleinen Unternehmen, ist der Einsatz von Verläufen, also Farb-, Helligkeits- oder Dunkelheitsverläufen. Diese Verläufe sind eigentlich die Hölle, weil unser Gehirn überhaupt nicht in der Lage ist, einen homogenen Verlauf zu interpretieren. Das kann unser Gehirn nicht. Und wenn wir dann in den digitalen oder analogen Reproduktionsbereich gehen, also in den Druckbereich oder auch in die Darstellungen im Internet, wird es nicht möglich sein, diese Verläufe sauber darzustellen. Alles, was gedruckt ist, ist gerastert, und alles, was auf dem Bildschirm angezeigt wird, ist auch gerastert. Wir werden immer das sogenannte Moiré-Muster bekommen, den sogenannten Doppelraster, und es wird niemals sauber dargestellt werden können.
Marco: Da gibt es übrigens auch einen spannenden Blogbeitrag im FLYERALARM Blog darüber, wie das Moiré entsteht und wie man es vermeiden kann. Aber Sie haben es gut zusammengefasst.
Frank Koschembar: Ja, das Moiré ist einer der Fehler, die wirklich am häufigsten im gesamten Reproduktionsprozess auftreten.
Kapitel 5: Das Logo richtig einsetzen
Marco: Wenn ich jetzt ein fehlerfreies Traum-Logo habe, wo sollte das überall zu sehen sein? Reicht es, wenn ich das einfach auf meine Visitenkarte packe und dann vielleicht noch auf irgendeine Online-Werbung, und schon erfüllt es seinen Zweck? Oder muss man das aktiv anschieben, wenn man ein neues Logo hat und das irgendwie bekannt machen möchte, damit es seine gezielte Wirkung erzielen kann?
Frank Koschembar: Also grundsätzlich ist es ja so, dass das Logo die Mutter des Corporate Designs ist. Als Allererstes wird das Logo erstellt, und von dem Logo leiten sich im Grunde alle anderen Maßnahmen ab, ob das der Briefbogen ist, die Visitenkarte oder die Web-Präsenz. Das Logo ist die Mutter des Ganzen. Ein Logo muss überall dort gezeigt werden, wo ich als Unternehmen aktiv werde. Selbstverständlich auf der Visitenkarte, selbstverständlich auf den Briefbögen, die heute oft digital produziert werden und die bereits im Rechner hinterlegt sind, auf denen dann die Rechnungen oder auch die Anschreiben ausgedruckt werden.
In jeder Maßnahme, die ich kommunikativ nach außen mache, sollte dieses Logo vorhanden sein. Es macht keinen Sinn, wenn meine Firma XY heißt und ich persönlich, sagen wir mal Frank Koschembar, der Inhaber bin, für meine Firma kommuniziere und im Namen von Frank Koschembar kommuniziere. Nein, das ist falsch. Es muss mit dem Unternehmensnamen und dem Unternehmenszeichen kommuniziert werden in allen Maßnahmen, die ich anwende. Wenn ich nur wenige Maßnahmen anwende, nicht jeder hat ein Budget von 50.000 Euro im Jahr oder auch nur 5.000 Euro, dann sollte ich das Logo immer zeigen, auch in den sozialen Medien und selbstverständlich an den Webpräsenzen.
Doreen: Angenommen, das habe ich jetzt gemacht. Sie haben ja gesagt, das Logo ist die Mutter des Corporate Designs. Das Logo ist quasi das Gesicht meiner Firma. Alle kennen mein Logo, aber kann es sich auch abnutzen? Wann denken Sie, ist ein Redesign bei einem Logo nötig?
Frank Koschembar: Das ist eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Ich bin der Meinung, wenn ich Logos gestalte – die Gestaltung unterliegt selbstverständlich auch Moden und Stilen, wie in allen anderen gestalterischen Bereichen auch – ändern sich bestimmte Moden etwa alle 12 Jahre. Das heißt, es ist ein relativ langer Zeitraum, in dem man noch relativ zeitgemäß wirkt.
Wenn ich ein Logo entwerfe, denke ich immer an einen Zeitraum von 20 Jahren. Das ist mein Anspruch. Es sollte 20 Jahre einigermaßen aktuell dastehen, ganz einfach weil eine Logo-Änderung unter Umständen auch sehr, sehr viel Geld kosten kann. Wenn Sie sämtliche Maßnahmen umändern müssen wegen eines neuen Logos, dann kostet das Geld. Und ich bin der Meinung, dass, wenn wirklich der Stil der Zeit im Logo abgenutzt ist, es Zeit wird, tatsächlich ein Redesign zu machen. Redesign heißt nicht, ein neues Logo zu machen, sondern dieses Logo so anzupassen, dem Zeitgeschmack anzupassen, dass es immer noch erkennbar ist und vielleicht die Betrachter gar nicht merken, dass sich etwas geändert hat. Das ist eigentlich fast immer der Anspruch eines Redesigns.
Marco: Ein Beispiel dafür ist vielleicht das Apple-Logo. Also der angebissene Apfel. Das ist im Moment ein sehr plattes Logo. Vor ein paar Jahren hatte es noch einen kleinen Schatten und irgendwann davor gab es dieses ganz bunt gestreifte Logo. Ist das eine typische Entwicklung, die gut umgesetzt wurde, oder nicht?
Frank Koschembar: Das Apple-Logo ist ein bisschen schwierig, um sowas klarzumachen und aufzuzeigen. Das erste Apple-Logo war ein Logo im Stil des 18. Jahrhunderts, ein Kupferstich, der auch nur ein Jahr lang verwendet wurde, weil man schnell erkannte, dass man damit nicht weiterkommt. In den 80er Jahren kam dann das gestreifte Logo, das vielfarbige gestreifte Logo, und dann wurde es teilweise auch mit Schatten und ohne Schatten gezeigt. Der Schatten war eigentlich nicht ausschlaggebend, sondern man ging von diesen vielen bunten Streifen auf grau über. Heute ist es im Corporate Design von Apple zulässig, dass dieser angebissene Apfel mit dem Blatt oben in Schwarz, Grau und auch in Silber gezeigt werden kann.
Diese Vereinfachungen, die Apple irgendwann gemacht hat, waren dem Zeitgeist geschuldet. Der Zeitgeist hat sich aber mittlerweile wieder geändert, weil unter anderem die Commerzbank und IBM (International Business Machines) ihre Logos zu bestimmten Anlässen wieder in bunten Streifen zeigen. Das ist wieder typisch für ein Stilmerkmal, das sich unter Umständen auch wiederholen kann.
Marco: Macht es dann auch Sinn, verschiedene Logos zu haben, wie zum Beispiel bei Adidas? Da gibt es einmal das Dreiblatt mit den drei Streifen, die durch Aussparungen entstehen, das eher auf Lifestyle-Mode aufgedruckt ist, und dann gibt es die drei schrägen Streifen, die einen Berg symbolisieren sollen, die auf Performance-Klamotten drauf sind. Kann man sich sowas nur als großer Konzern leisten?
Frank Koschembar: Adidas unterscheidet ganz klar zwischen drei Unternehmensbereichen: Adidas Performance, Adidas Sportswear und Adidas Originals. Die Performance-Linie hat diese drei Streifen, die quasi einen Berg symbolisieren. Diese drei Streifen dienten ursprünglich dazu, das Vorangehen, den Auftritt und die Dynamik zu symbolisieren, den Berg hochzugehen. Als das Unternehmen gegründet wurde, war es ja auch noch kein gigantisches Unternehmen. Diese drei Unternehmensbereiche werden auch mit drei unterschiedlichen Logos beworben, aber wir wissen alle, dass diese drei Logos zusammengehören. Wir wissen, das sind Adidas-Logos. Das ist das sogenannte Serienlogo. Ein größeres Unternehmen wie Virgin beispielsweise, das britische Unternehmen, hat über 40 unterschiedliche Logos, weil sie 40 verschiedene Unternehmensbereiche haben. Das Einzige, was alle verbindet, ist das V, und die Logos sind unterschiedlich ausgestaltet. Aber jeder weiß, ach ja klar, das ist Virgin. Das fängt bei Virgin Records an.
Aber ich würde mal sagen: Als kleineres Unternehmen und als mittleres Unternehmen, wenn ich keine unterschiedlichen Unternehmensbereiche bediene, ist meine Empfehlung, nur ein Logo zu verwenden. Das ist auf jeden Fall auch günstiger.
Kapitel 6: Tipps und Trends zum Logodesign
Doreen: Sie haben ja vorhin gesagt, bei Apple war es teilweise auch dem Zeitgeist geschuldet, dass das Logo erst grau, dann bunt und nun wieder simpler ist. Das heißt, Logos unterliegen auch Trends wie die Mode. Würden Sie das so unterschreiben?
Frank Koschembar: Ja, das unterschreibe ich.
Marco: Die 90er Jahre waren schwer angesagt mit bauchfreien Tops und bunten Frisuren. Sind deswegen jetzt auch bei Logos gerade die 90er Jahre wieder angesagt, oder hat das nichts direkt miteinander zu tun?
Frank Koschembar: Nein, im Logodesign ist es aktuell so, dass man nicht sagen kann, dass man wieder in die 90er Jahre zurückgeht. Im Logodesign oder im Kommunikationsdesign im Allgemeinen gibt es diese Besonderheit, dass die sozialen Medien so unglaublich stark geworden sind. Das heißt, wir können gar nicht zurückgehen in die 90er Jahre, weil die Logos in den 90er Jahren viel komplexer waren als heute. Heute müssen Logos auf den kleinsten Monitoren performen, wie auf einem Smartphone. Da kann ich keine große, differenzierte Logo-Ausarbeitung machen, sondern das Logo muss ganz einfach auf kleinstem Raum gut performen. Das ist eigentlich schon ein Trend: diese ganze Klarheit, diese Ikonographie eines Logos.
Doreen: Gibt es vielleicht noch irgendwas, was Sie den Hörerinnen und Hörern in Bezug auf Logodesign mit auf den Weg geben möchten? Oder einen ultimativen Tipp, falls jetzt ein Grafiker oder eine Grafikerin zuhört und denkt: Mein Gott, ich muss ein Logo erstellen. Wie fange ich an. Was soll ich tun?
Frank Koschembar: Also, mein Tipp ist tatsächlich für die Gestaltenden, zu versuchen, so einfach und klar wie möglich zu arbeiten. Das war niemals so wichtig wie heute. Ich bin davon überzeugt, dass sich dieser Trend auch wieder etwas verändert, nachdem sich die sozialen Medien ebenfalls etwas verändert haben. Wir werden wieder in Richtung größere Komplexität gehen, aber so weit sind wir noch nicht. Das wird noch kommen. Also, an die Gestaltenden: So einfach wie möglich.
An diejenigen, die darüber nachdenken, sich ein Logo gestalten zu lassen, möchte ich den Tipp geben: Wenn Sie nicht wirklich talentiert sind, reiben Sie sich nicht die Nerven auf und versuchen Sie nicht selbst, etwas zu machen. Wenn ich mir ein Bein gebrochen habe oder ein anderes schwerwiegendes gesundheitliches Problem habe, gehe ich auch zum Arzt und versuche nicht, es selbst zu lösen. Erlauben Sie sich wirklich, und dafür muss man keine furchtbar großen Beträge aufbringen, ein professionelles Umfeld und einen professionellen Gestalter oder eine professionelle Gestalterin zu engagieren. Also lieber einmal ein ordentliches Logo in Auftrag geben und dafür dann 12 bis im Idealfall 20 Jahre Freude daran haben.
Doreen: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Koschembar.
Frank Koschembar: Ja, danke schön. Ihnen noch einen schönen Tag und bis bald.
Marco: Ja, danke, bis bald. Tschüss.
Kapitel 7: Outro
Marco: So, da waren jetzt einige Infos und spannende Fakten dabei, die mir so gar nicht klar waren. Oder, wie ging es dir dabei?
Doreen: Ganz genauso! Ich habe mir auch einiges direkt mitgeschrieben. Zum Beispiel, dass man ein wirklich gutes Logo mit dem großen Zeh in den Sand zeichnen kann. Das fand ich sehr schön, dieses Bild. Heißt also: Ein Logo ist je einfacher desto besser. Außerdem sind Gestaltungsregeln wichtig und hilfreich, aber man sollte sich nicht komplett stur daran halten, sondern kann der Kreativität auch einfach erst einmal freien Lauf lassen. Und bevor man sein Logo aufwendig gestaltet, sollte man es auf einem Block skizzieren und eine Analyse der Mitbewerber machen. Das kann natürlich auch nicht schaden.
Marco: Wir können festhalten: Ein Logo ist die Quintessenz jedes Unternehmens und sollte sitzen wie ein Maßanzug. Und wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, euer eigenes Logo zu gestalten oder das von eurer Firma oder eurem Verein mal auf den Prüfstand zu stellen, dann wünschen wir ganz viel Spaß beim Ideen sammeln und Skizzieren. Wenn es dann aber an die Umsetzung des Ganzen geht und ihr selbst keine ausgebildeten Grafikerinnen und Grafiker seid, ist es nicht die schlechteste Idee, Profis damit zu beauftragen.
Doreen: Wenn ihr keine Folge mehr verpassen wollt, dann abonniert uns einfach bei Spotify oder Apple Podcast oder einem anderen Streaming-Anbieter und folgt FLYERALARM am besten bei Social Media. Ansonsten vielen Dank fürs Zuhören und bis bald.
Shownotes
McDonald’s, Coca Cola oder Adidas: Es reicht allein, diese Namen zu hören, schon erscheint das unverwechselbare Logo der Firma vor dem geistigen Auge. Anders herum genügt das Bild eines Apfels mit abgebissener Ecke, um unsere Gedanken um die neueste Apple Unterhaltungselektronik kreisen zu lassen. Logos sind die Quintessenz jeder Firma und müssen sitzen wie ein Maßanzug. Doch wie gestaltet man ein derart mächtiges Symbol, das über Jahre und sogar Jahrzehnte in den Köpfen der Menschen Bestand hat? Genau darüber sprechen wir in Podcast-Folge #4 des FLYERALARM Podcasts mit dem Kommunikationsdesigner, Trainer und Designcoach Frank Koschembar. Es geht darum:
- was ein gutes Logo auszeichnet.
- warum jedes Unternehmen ein passendes Logo haben muss.
- wie man die Logogestaltung angehen sollte.
Frank Koschembars Design- und Konzeptbüro: https://gute-kommunikation.com/
Frank Koschembars Trainer-Profil bei LinkedIn Learning: https://www.linkedin.com/learning/instructors/frank-koschembar
Frank Koschembar bei Facebook: https://www.facebook.com/people/Frank-Koschembar/100002037074797/
Frank Koschembars Buch – Logodesign: Das umfassende Handbuch
https://www.rheinwerk-verlag.de/logodesign-das-umfassende-handbuch/
Bedeutung des Logos
Idee und Name des neuen Unternehmens stehen, das nötige Kapital ist beschafft und Büroräume sind vielleicht auch schon angemietet. Dann kann es ja eigentlich losgehen. Fehlt „nur noch“ das Corporate Design samt eigenem Logo. Da die zukünftige grafische Ausrichtung nicht zu unterschätzen ist und vor allem das Logo dabei eine wichtige Rolle spielt, ist es durchaus ratsam, sich ein wenig länger hinzusetzen und das Ganze gut zu durchdenken. Und ziemlich schnell ist das „nur noch“ gestrichen. Immerhin ist das Logo der wichtigste Repräsentant einer Marke und sollte daher gleichzeitig leicht verständlich wie zeitlos sein.
Das Logo ist das Aushängeschild einer Marke und damit ihr wichtigstes Marketinginstrument. Keine Anzeige, kein Infomaterial, kein Briefbogen, auf dem es fehlt. Denn im Idealfall assoziiert der Betrachter oder die Betrachterin mit dem Logo sofort, was die Marke ausmacht: Produkte und deren Eigenschaften, die Qualität der Services oder das allgemeine Image. Das gilt für Großkonzerne ebenso wie für kleine und mittlere Unternehmen, Vereine oder Veranstaltungen.
Bis ein Logo so etabliert ist, dass es sofort mit einer Firma in Verbindung gebracht wird, als sogenanntes Superzeichen gilt, dauert es natürlich eine gewisse Zeit. Und auch dann besteht es in den seltensten Fällen nur aus einer Bildmarke. Eine zusätzliche typographische Lösung, also eine Wortmarke, oder eine Kombination aus beidem ist essentiell. Schließlich ist es die Aufgabe eines Logos, direkt verständlich, unverwechselbar und einprägsam zu sein. Besonders für Start-ups gilt es daher, bei der Bildmarke auf selbsterklärende Grafiken zu setzen, die die potenzielle Kundschaft automatisch mit dem Angebot verbindet. Dabei sind zukünftige Anpassungen nicht ausgeschlossen, nur bei den allerwenigsten Unternehmen überdauert das Logo unverändert mehrere Jahrzehnte. Dennoch sollte die Grafik einfach und einprägsam genug sein, um zumindest für die nächsten 12 Jahre dem Zeitgeist zu entsprechen.
Wird dann irgendwann ein Redesign nötig, ist das kein Beinbruch. Eine erfolgreiche Umsetzung der Neugestaltung zeigt, dass Sie mit der Zeit gehen und Ihr Unternehmen nicht stagniert. Um Kundinnen und Kunden dabei nicht zu irritieren, sollten die Veränderungen allerdings nicht zu gravierend sein und die Nähe zum alten Zeichen wahren. Im Optimalfall merkt ihr Zielgruppe am besten kaum, dass Sie das Logo, also die Mutter Ihres Corporate Designs umgestaltet haben.
Tipps zur Logo-Gestaltung
- Bevor Sie mit der Gestaltung eines Logos beginnen, skizzieren Sie möglichst genau, was es aussagen und wofür es stehen soll. Denn passt es nicht zum Thema, kann es zwar gut aussehen, wird aber seinen Zweck nicht erfüllen.
- Werfen Sie einen Blick auf die Konkurrenz, um Ähnlichkeiten zu vermeiden und erfolgreiche Trends aufzugreifen.
- Besonders wichtig ist, an die eventuellen Einsatzgebiete zu denken, die sehr vielfältig sein und dementsprechend verschiedene Anforderungen haben können.
- Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass Ihr Logo als Vektorgrafik angelegt und somit frei skalierbar ist. Wie Sie Bilder in Vektorgrafiken umwandeln, erfahren Sie natürlich ebenfalls hier im Blog.
- Bedenken Sie, dass bei einer sehr kleinen Darstellung Details nicht mehr erkennbar sind.
- Legen Sie eine schwarz-weiße Variante fest, die in Ausnahmefällen zum Einsatz kommt bzw. kommen muss.
- Bereits seit einigen Jahren geht der Trend bei der Logo-Gestaltung zu simplen, einheitlichen Formen und klaren Farben. Auf komplizierte Strukturen, Schatten etc. wird weitgehend verzichtet.
- Entscheiden Sie über die Optik Ihres Logos immer im Gesamtkontext. Denn in erster Linie muss das Logo zum Unternehmen passen. In kreativen Branchen sind verspielte Grafiken daher zum Beispiel eher möglich als in konservativen Bereichen. Dasselbe gilt für die Wahl der Schrift.
- Auch bei den Farben heißt das Schlagwort Simplifizierung.
- Moderne Logos sind meist nur in einer Farbe oder einer Farbumgebung gehalten, was nicht nur der Mode entspricht, sondern auch ganz profane Gründe hat. Denn je mehr Farben Sie verwenden, desto höher können die Druckkosten sein. Oder es ist überhaupt nicht druckbar, je nach bedruckbarem Material. Darum ist die Entscheidung für eine Farbe umso wichtiger, schließlich soll sie die richtigen Emotionen und Assoziationen hervorrufen. So steht beispielsweise rot für Leidenschaft, blau für Seriosität und schwarz für edle Schlichtheit.
- Unabhängig vom finalen Design Ihres Logos, vergessen Sie nicht, es beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen zu lassen. So verhindern Sie eventuelle Plagiate und sind rechtlich immer auf der sicheren Seite.
- Darum sollten Sie auch unbedingt prüfen, ob Ihr Logo einem bereits bestehenden nicht zu ähnlich ist, da ansonsten ein Widerspruch gegen die Markenanmeldung erfolgen kann.
Selbst gestalten oder gestalten lassen?
Wer ein hundertprozentig professionelles und unverwechselbares Logo möchte, sollte immer den Weg zu einem versierten Grafiker bzw. einer versierten Grafikerin oder einer Agentur wählen. Mit Kenntnissen in Adobe Illustrator oder Photoshop können Sie Ihr Logo natürlich auch selbst erstellen. Oder Sie nutzen eine der zahlreichen Möglichkeiten, die das Internet mittlerweile bereithält. Verschiedene, teilweise kostenlose KI-Tools für Grafikerinnen und Grafiker können hilfreich sein. Oder Sie durchstöbern passende Design- und Social Media-Plattformen, auf denen Sie sich Hilfe und Inspiration holen.
Mit dem Designtool „Online gestalten“ von FLYERALARM können Sie in nur wenigen Schritten aus über 1 Million Designvorlagen für Ihre individuellen Geschäftsausstattungsprodukte und Werbemittel wählen und entwerfen obendrein auch Ihr eigenes Logo schnell und effizient. Keine Zeit und Muse? Auch kein Problem! Alternativ steht Ihnen mit dem FLYERALARM Design-Service ein professionelles Team zur Seite, das Sie bei der Gestaltung oder dem Redesign Ihres eigenen Logos gerne unterstützt.
wie gross darf es maximal sein?
Hallo Emin,
meinen Sie die Abmaße des Logos? Diese richten sich nach dem Anwendungszweck und der Verwendung im Layout. Deswegen am besten das Logo immer als Vektordatei anlegen, dann ist eine verlustfreie Skalierung in jede benötigte Größe möglich.
Herzliche Grüße
Raphael