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Haptik: Wie Menschen Marken fühlen

Von 1. Oktober 2024 BeInspired, Know-how
Haptik: Wie Menschen Marken fühlen

Online-Werbung ist im professionellen Marketing nicht mehr wegzudenken – und doch werden Print-Produkte nie vollständig verschwinden. Davon ist Olaf Hartman, Buchautor und Gründer des Multisense-Instituts überzeugt. Denn unser Gehirn liebt sinnliche Erfahrungen wie samtig-softe Haptik, raue Strukturen oder Elemente zum Aufklappen und Entdecken. Lesen Sie, wie stark der Einfluss der Papier-Oberfläche wirklich ist.

Im Interview: Gründer des Multisense-Instituts, Olaf Hartman

Kapitel 1: Intro

Johanna: Herzlich willkommen bei Erfolgsdruck – Storys aus dem Mittelstand, dem FLYERALARM Podcast über druckreife Marketing- und Business-Ideen. Wir freuen uns riesig, dass ihr heute zur allerersten Podcast-Folge eingeschaltet habt. Ja, wir stellen uns jetzt einfach erstmal vor: Mein Name ist Johanna und neben mir sitzt mein Kollege Marco.

Marco: Hi!

Johanna: In unserem Podcast geht es um Marken, Marketing und Druckideen, wie der Name schon verrät. Und heute geht es um ein sehr spannendes Thema, und zwar um die Haptik. Erzähl doch mal ein bisschen, Marco.

Marco: Wir behandeln heute das Thema Haptik und den Tastsinn an sich, denn damit wie sich Dinge anfühlen, lassen sich gerade in der Werbebranche ganz erstaunliche Effekte erzielen. Wir reden später über spannende Studien, zum Beispiel darüber, warum raue und offenporige Papiere die Spendenbereitschaft von Rezipienten deutlich und messbar erhöhen. Oder über ein Handtuch, das nach Bade Öl riecht und Menschen dazu verleitet, Kreuzfahrten zu buchen.

Johanna: Ja, das ist sehr, sehr spannend, und ich freue mich mega, weil wir einen echten Experten zu Gast haben im Interview. Und zwar Olaf Hartmann, der uns ganz viel über dieses Thema erzählen kann. Er ist nämlich Gründer und Geschäftsführer des Multisense-Instituts und erforscht dort die Effekte unserer Sinne. Er berät Unternehmen und Selbstständige darüber, wie sie mit multisensorischem Marketing Erfolge erzielen können. Ich würde sagen, wir legen jetzt einfach direkt los.

Kapitel 2: Vorstellung Olaf Hartmann aus dem Multisense-Institut

Johanna: Herzlich willkommen, Olaf Hartmann! Wir freuen uns riesig, dass du dir die Zeit genommen hast und heute bei uns im Podcast zu Gast bist. Wir würden dich bitten, dich doch einfach einmal kurz vorzustellen.

Olaf Hartmann: Ja, ich freue mich auch, heute hier zu sein. Mein Name ist Olaf Hartmann und ich bin Geschäftsführer des Multisense-Instituts. Das Multisense-Institut ist eine Markenberatung und wir haben eine besondere Expertise im Bereich multisensorischer Markenführung. Daher auch der Name und unser Slogan: More sense for stronger brands.

Das kann man im doppelten Sinne verstehen. Erstmal entstehen Marken in den Köpfen unserer Kunden und nirgendwo sonst. Und da müssen sie Sinn machen, also more sense. Und dann ist es so, dass Markenkommunikation und Markensignale eigentlich nur einen Weg haben, um in den Kopf und in die Psyche unserer Kunden zu gelangen: über die Sinne. Deshalb muss man den Kanal, über den diese Signale kommen, gut verstehen. Aus der Kombination zwischen Sinnkonstruktion und sinnlicher Kommunikation entsteht mehr Markenkraft. Und genau damit beschäftigen wir uns. Bei dieser Arbeit verwenden wir systematisch Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, der Werbepsychologie, der Neurowissenschaft und der Sensorikforschung.

Kapitel 3: Gründung und Entwicklung des Multisense-Instituts

Johanna: Das waren jetzt schon ganz viele Infos auf einen Schlag. Wie kommt man denn überhaupt auf die Idee, ein Institut für Multisense zu gründen? Wann hast du es gegründet und wie kam es zu dieser Idee?

Olaf Hartmann:  Das Multisense-Institut gibt es seit 2009, aber ich bin selbst schon seit 30 Jahren in der Marketingbranche tätig. Ganz ursprünglich habe ich mal Pharmawerbung gemacht und habe damals bei meinen Kollegen eine Art Hierarchie der Sinne erlebt. Ich war in der internationalen Pharmawerbung. Da fanden immer alle das Fernsehen ganz toll. Radiowerbung war damals auch noch toll. Eine Doppelseite im „Stern“ hatte auch schon was. Und je näher es der Haptik kam, also je haptischer die Medien wurden, desto mehr sank das Ansehen. Niemand wollte sich darum kümmern. Wenn dann die Dinge auf den Tischen lagen, zum Beispiel ein Kalender oder ein Direktmailing, damals Anfang der 90er Jahre vielleicht sogar direkt neben den „Schweinebauchanzeigen“ – das war teilweise sogar etwas Fieses. Briefe verschicken, dass macht man doch nicht.

Das hat sich dann geändert, durch die Messbarkeit, aber auch durch andere Maßnahmen, wie die Teilnahme an Messen. Damals war ich noch im Pflanzenschutzbereich tätig. Da mussten zum Beispiel irgendwelche Werbeartikel auf den Tisch gelegt und besprochen werden. Wenn die Dinge dann auf dem Tisch lagen, kamen alle Kollegen zusammen, hatten leuchtende Augen und auch alle eine Meinung. Das fand ich faszinierend. Ich dachte mir: ‚Hört mal, Jungs, keiner von euch will sich strategisch um haptische Medien kümmern, aber wenn ich bisher irgendwas verstanden habe, dann ist Emotion und Information zusammen doch eine clevere Kombination. Warum also kümmert sich niemand darum? Da ist irgendwie Potenzial.‘

Ich dachte mir: ‚Hey, haptischer Markenkommunikation? Das ist eine Marktlücke!‘ Also bin ich vom Pharmakonzern weggegangen und habe eine Agentur gegründet, die auf haptische Markenkommunikation spezialisiert ist. Auch heute noch, und sie heißt auch ‚touch more‘, was schon im Namen eingebacken ist.

Ich musste jedoch feststellen, dass die Leute den Begriff Haptik gar nicht kannten damals. Optik und Akustik waren jedem ein Begriff, aber Haptik kannte niemand. Es hat dann ein bisschen gedauert, diesen Gedanken in den Markt zu tragen. Aber da kam uns die Gehirnforschung auch zu Gute. Um die 2000er Jahre gab es eine Explosion von bildgebenden Verfahren, und es wurden schrille Nutzenversprechen formuliert: ‚Wir werden bald den Kaufknopf im Gehirn finden.‘ Das hat sich nicht erfüllt, aber was sich erfüllt hat, ist: Da ist etwas, was passiert.

Es ist ein Unterschied, ob ich etwas sehe oder ob ich es sehe und dabei anfasse. Im optimalen Fall sogar sehe, anfasse und dabei noch was höre, was zum Beispiel auf Messen der Fall sein kann. Etwa bei haptischen Verkaufshilfen auf Messen und so ähnliches.

Die Neurowissenschaften haben uns sehr schön gezeigt, dass die Menschen wenn sie Dinge in die Hand nehmen, sich besser erinnern können und auch viel Emotion dabei entsteht. Das ist der Grund für die Erinnerung, weil das Ganze emotionalisiert und andere Gedächtnisspuren hinterlässt. Das konnten wir bei den bildgebenden Verfahren sehen: Mit jedem zusätzlichen Sinn kommen im Kopf 1000% mehr Spannung hinzu. Das erklärt diese Effekte.

Damals war das zu der Zeit noch unbekanntes Terrain, aber ich hatte da scheinbar einen Faible dafür, Dinge zu tun, die noch keiner vorher getan hat, oder dafür, sie in die Öffentlichkeit zu bringen. Dann haben wir das erste Forum für multisensorisches Marketing zusammen mit der Deutschen Messe ins Leben gerufen. Wir brachten dort Gehirnforscher, Praktiker und Werbepsychologen aus allen Disziplinen zusammen, um darüber  diskutieren zu lassen: Was heißt denn das eigentlich? Was heißt multisensorische Markenführung? Warum machen wir das teilweise schon unbewusst, und wie geht das in Zukunft?

Aus dieser Initiative heraus fand ich mich selbst in einem Fluss von Forschung wieder, mit einem sehr großen Netzwerk. Ich habe dann entschieden, daraus eine Beratung zu machen. Denn das Ganze in die Praxis zu übersetzen, ist doch nicht so einfach, sondern muss anschlussfähig gemacht werden an die normalen Prozesse der Markenführung.

Kapitel 4: Print ist tot – oder etwa nicht?

Marco: So gerade um das Jahr 2010 herum, als die Digitalisierung so richtig Fahrt aufgenommen hat, hieß es ja immer: Print sei tot, die Tageszeitungen gehen zurück, die Auflagen sinken, und so weiter. Aber dennoch gibt es nach wie vor Zeitungen, gedruckte Zeitungen, gedruckte Zeitschriften und auch genug gedruckte Werbung. Also sagst du: Der Trend geht definitiv nicht weg von gedruckten Dingen, die man anfassen kann.

Johanna: Ist Print tot?

Olaf Hartmann: Nein, also Print ist definitiv nicht tot. Da kann ich einen ganz fetten Haken dran machen, unter anderem auch, weil Print gehirngerecht ist. Da kommen wir gleich noch darauf zurück. Das andere, was ihr aber gerade gesagt habt, das ist schon der Fall: Natürlich die Print-Auflagen gehen zurück und die Rolle von Print ändern sich auch. Wenn man es historisch betrachtet, war Print für die Markenführung lange Zeit ein sehr günstiges Medium, um Informationen zu verbreiten. Und das ist mit dem Internet in bestimmten Anwendungsbereichen natürlich verändert, weil es günstiger ist, Informationen im Internet zu verbreiten.

Früher gab es an den Tankstellen immer diese Anzeigenblätter mit den ganzen Kleinanzeigen. Das wird natürlich viel effizienter und besser von eBay und ähnlichen Angeboten abgedeckt und dann gibt es diese auch nicht mehr. Auch die Tageszeitungen kämpfen mit dem demografischen Wandel – die Jüngeren lesen weniger und auch weniger lange Texte.

Das Interessante ist aber, dass trotzdem Print auch für die jüngere Generation einen hohen Wert hat. Nur mal eine kleine Beobachtung: Wenn Influencer über sich selbst einen Artikel im FAZ-Magazin haben, sind sie stolz wie Oskar. Das ist für sie eine extrem harte Währung. Das heißt, Print scheint etwas zu sein, das direkt mit Wertigkeit verknüpft ist.

Dieses „Schwarz auf Weiß“ ist schon im Sprachgebrauch drinnen. Da wird etwas abgebildet, das Haptik an sich ausmacht. Wir können uns im Sprachgebrauch leicht versehen oder verhören, aber man sagt nicht „Oh, ich habe mich verfühlt.“

Kapitel 5: Haptik im Marketing

Johanna: Jetzt muss ich mal kurz reingrätschen, weil ich das ein sehr spannender Aspekt ist, bezogen auf die Wertigkeit. Wenn wir uns Print im Marketing konkret anschauen, würdest du sagen, dass diese Wertigkeit auch dort eine Rolle spielt? Das liest man ja auch ein bisschen in deinem Buch heraus.

Olaf Hartmann: Ja, richtig. Genau das ist vielleicht auch Teil der Geschichte, wie ich dazu gekommen bin. Ich wollte das tiefer verstehen und die ganze Forschung in ein Modell überführen. Ein Modell ist immer hilfreich. Es ist eine Denkhilfe im Alltag. Alle Modelle sind falsch, aber manche sind nützlich. Ich hatte das Bedürfnis, diese Effekte der Haptik, die nachweislich vorhanden sind, irgendwie zu beschreiben. Daraus ist „Touch“ entstanden, das Buch über haptische Effekte im multisensorischen Marketing. Darin beschreibe ich, dass im Marketing die Haptik eine ganz wichtige Rolle hat, besonders im Thema Glaubwürdigkeit und Wertwahrnehmung.

Dass das Wort „verfühlen“ nicht in unserem Sprachgebrauch existiert, zeigt, dass das dahinterliegende Konzept nicht existiert. Was wir spüren ist scheinbar immer automatisch die Wahrheit. Das ist in einer Zeit, in der wir alle werbeskeptisch sind – denn niemand steht morgens auf und sagt: „Bitte, bewerbt mich jetzt mal!“. Werbung ist eine ungewollte Kommunikation, die wir permanent anzweifeln. Und jetzt ist hier ein Medium das psychologisch grundsätzlich in sich eingebaut hat, dass es die Wahrheit transportiert. Und das ist erstmal ein großer Wert.

Johanna: Gehen wir doch einmal auf ein konkretes Beispiel ein. In deinem Buch schreibst du, dass raues, schweres Papier die Spendenbereitschaft von Menschen erhöht. Wie genau funktioniert das dann? Kannst du darauf einmal eingehen?

Olaf Hartmann: Ja, das ist ein sehr gutes Beispiel, weil man daran die Wirkweise der Haptik gut erklären kann. Also, erst einmal: „Begreifen“ kommt von „Greifen“, und damit möchte ich gerne beginnen. Das heißt, man kann sehr gut nachvollziehen, dass Menschen – und das ist gut erforscht, dass wenn Menschen Dinge auf Papier lesen, diese sich grundsätzlich besser merken können. Das hat auch mit der Chronologie von Ereignissen zu tun. Wenn Menschen etwas durchblättern können, erinnern sie sich komischerweise besser an die Chronologie der erzählten Fakten. Das ist der erste Punkt. Hier gibt es eine haptische Verankerung durch die Bewegung. Das kann man gut erklären, da 40 % unseres Gehirns aus dem motorischen Cortex besteht, das heißt, 40 % unseres „Prozessors“ beschäftigt sich ausschließlich mit haptischen Reizen.

Wenn ich es also schaffe, Informationen – und Marketing und Werbung sind immer Informationsvermittlung, also ein Lernprozess – zu verknüpfen, mit einem haptischen Reiz, dann ist die Chance, dass diese Informationen leichter abrufbar sind, deutlich höher. Denn meine Zielgruppe hat 40 % mehr Prozessorleistung zur Verfügung, um danach zu suchen. Das wurde in der berühmten Studie, die sogenannte  „N-Object-Studie“ von Professor Kiefer erforscht. Er ließ Menschen Sachen lernen. Einmal audiovisuell und einmal verknüpft mit einer Handbewegung. Die Lerninhalte inkl. der Handbewegung waren doppelt so schnell verknüpfbar wie die rein audiovisuell gelernten Dinge.

Das können wir also schon mal festhalten: Wenn wir unsere Informationen haptisch aufladen, ist das schon mal toll. Aber dann passiert etwas, das in dem Beispiel mit der Spendenbereitschaft noch einen anderen Aspekt hat. Der Reiz aktiviert auch mentale Konzepte, die unsere Wahrnehmung färben. Bei dem Beispiel war das ein Spendenaufruf. Den Leuten wird was gezeigt: „Schau mal, da ist etwas Schlimmes passiert, bitte spendet.“ Im ersten Durchlauf spenden etwa 3 % der Leute, denen ein Klemmbrett in die Hand gegeben wurde. Das Klemmbrett war im ersten Zustand einfach glatt.

Im zweiten Durchlauf gaben sie den Leuten das Klemmbrett in die Hand, aber die Rückseite war mit rauem Schmirgelpapier versehen. Die unangenehme raue Struktur kann sich jeder vorstellen. Plötzlich spendeten 25 % der Leute.

Johanna: Das ist schon ein deutlicher Unterschied!

Olaf Hartmann: Das ist ein deutlicher Unterschied. Und da denkt man so: Hm, was ist denn da passiert? Wenn man die Leute dann gefragt hat, warum sie gespendet haben, hat keiner gesagt: „Weil das Klemmbrett von hinten rau war.“ Das heißt, da passiert also etwas auf einer unbewussten Ebene, das danach die Informationsverarbeitung massiv beeinflusst. Diese raue Struktur aktiviert in unserem Kopf das mentale Konzept von Gefahr. Raue Dinge, daran kann man sich verletzen. „Ich habe einen rauen Tag gehabt“, „Das war eine raue Art, das zu sagen“. Das ist auch in unserer Sprache wieder abgebildet.

Rau bedeutet also Gefahr. Wenn ich spenden soll, muss ich den Grund für die Spende „kaufen“. In diesem Fall muss ich Empathie für die leidenden Menschen entwickeln. Wann fällt mir das leichter? Wann ist also die mentale Verknüpfung leichter, zwischen mir und dem Leid? Wenn die Rückseite glatt ist und bei mir alles glatt läuft und ich mich sicher fühle? Oder, wenn ich diesen ganz leichten Reiz der Unsicherheit bekomme, dadurch, dass das mentale Konzept von Gefahr aktiviert ist? Plötzlich fällt es mir viel leichter, mich in die schwierige Situation der Menschen hineinzuversetzen. So ist die mentale Verknüpfung zwischen mir und dem Spenden viel viel kürzer, und das erklärt, warum plötzlich 22 % mehr Menschen in die Tasche gegriffen und Geld ausgegeben haben.

Kapitel 6: Steigert Berührung die Kaufbereitschaft und den Produktwert?

Marco: Aber inwiefern erhöht haptisches Marketing tatsächlich die Kaufbereitschaft von Kunden? Wenn man mit verschiedenen Reizen spielt, hast du da vielleicht ein paar nackte Zahlen?

Johanna: Oder wir können beim Spendenbeispiel bleiben, egal, welches von beiden. Aber das man wirklich sagt, es wirkt sich tatsächlich ganz kapitalistisch gesprochen aufs Geld aus?

Olaf Hartmann: Ja, genau, Berührung lohnt sich. Das kann man so pauschal sagen. Es ist sehr komplex, fast wie die Frage nach dem „Kaufknopf im Gehirn“. Man muss ja immer den Kontext betrachten, in dem ich Kommunikation, Werbekommunikation oder Verkauf überhaupt anstrebe.

Das heißt im Verpackungsbereich, zum Beispiel, hat die Haptik einen sehr starken Einfluss auf den Abverkauf, unteranderem bei Impulskäufen. Das wurde auch erforscht. In den Setup wurden Menschen dazu bewegt, Orangen öfter zu berühren. Normalerweise haben viele eine Berührungshemmung gegenüber frischen Waren, da früher oft gesagt wurde: „Das will noch jemand anders kaufen, nicht an grabbeln.“ Wenn jedoch ein Schild aufgestellt wird mit der Aufforderung „Fühlen Sie die Frische“, fassen die Menschen die Orangen eher an. Das Ergebnis: 50 % mehr Spontankäufe von Orangen.

Marco: Das Credo „Nur schauen nicht Anfassen“ ist also geschäftsschädigend?

Olaf Hartmann: Absolut, denn beim Anfassen entstehen unterschiedliche Effekte. Das eine ist das, was ich bereits beschrieben habe. Wenn es um abstrakte Informationen geht, färbt das die Wahrnehmung. Auf der Produktebene, ganz einfach gesprochen: In dem Moment, in dem ich etwas berühre, nehme ich es psychologisch bereits in Besitz. Wenn ich diese Berührung verlängere, entsteht durch den „Besitztums-Effekt“ eine höhere Wertschätzung für das, was ich in der Hand halte.

Das wurde auch sehr gut erforscht, dass Menschen, die eine Kaffeetasse länger hielten, bereit waren, mehr dafür zu zahlen. Im Versuch waren das in der ersten Gruppe Studenten. Diese hielten die Tasse 10 Sekunden lang in der Hand. Die zweite Gruppe hielt die gleiche Tasse 30 Sekunden lang in der Hand. Danach sollten sie Geld bezahlen. Und die zweite Gruppe war wieder bereit, bis zu 50 % mehr für die Tasse zu zahlen. Das liegt daran, dass die wenigen Sekunden des längeren Kontakts schon zu einer Art Identifikation mit dem Produkt führen. Das kennen wir vielleicht auch vom Flohmarkt. Habt ihr schon mal auf dem Flohmarkt etwas verkauft?

Johanna: Gekauft eher!

Olaf Hartmann: Gekauft. Verkauft hast du auf dem Flohmarkt noch nie etwas?

Johanna: Nein, aber das stimmt schon. Ich habe lange in Berlin gelebt und bin da sehr gerne auf den Flohmarkt gegangen. Da lebt es davon, dass man an die Stände geht und mal die ein oder andere Sache in die Hand nimmt, sie begutachtet und sich dann überlegt, ob man das will oder nicht.

Olaf Hartmann: Ja, und je länger man etwas in der Hand hält, desto wahrscheinlicher wird es auch, wenn der Preis dann stimmt und je länger du die Dinge in der Hand hast, desto höher bist du bereit, auch dafür zu zahlen. Umgekehrt berichten die Verkäufer davon, wenn die Käufer ein Kaufangebot machen, dass sie das fast als beleidigend empfinden. Das ist ja unverschämt niedrig! Zum Beispiel wenn jemand nur 5 Euro für ihre Rollerblades bietet. Die Leute reagieren hier extrem emotional darauf.

Wenn man es rein rational betrachtet, könnte man sagen: „Naja, besser 5 Euro als nichts und ich muss die Sachen nicht wieder mit nach Hause schleppen.“ Aber was der Käufer damit tut, er wertet mein Selbstbild ab. Ich habe ja irgendwann eine Entscheidung getroffen, diese Dinge zu kaufen, und plötzlich ist das Teil meiner Identität. Das ist der sogenannte „Besitztums-Effekt“. Wir schätzen die Dinge, die wir besitzen, immer mehr als die, die wir nicht besitzen.

Was bedeutet das für Werbung und Marketing? Wenn ich Menschen in den psychologischen Zustand versetze: Ich besitze das schon. Dann beeinflusse ich damit massiv ihre Wertschätzung für das Produkt und ihre Kaufbereitschaft. Gute Autoverkäufer wissen das. Die Probefahrt ist oft schon mehr als 50 %  der Weg zum des Verkaufsprozesses.

Kapitel 7: Wie multisensorische Erlebnisse digitale Kaufimpulse auslösen können

Marco: Aus diesem Grund leisten sich Unternehmen noch tatsächliche Showrooms in Innenstädten?

Olaf Hartmann: Showrooms haben eine ganz wichtige Funktion. Aber das lässt sich auch digital simulieren. Das ist vielleicht noch ein interessanter Aspekt. Wenn einmal die  multisensorischen Muster etabliert sind, können wir sie auch monosensorisch aktivieren.

Johanna: Das wäre auch noch eine Frage von uns gewesen. Ob das auch digital funktioniert, das haptische Marketing?

Olaf Hartmann: Ja. Am Schluss nehmen wir immer alles multisensorisch wahr oder wir versuchen es zumindest. Deshalb sind Zoom-Konferenzen auch so anstrengend, weil viele kleine, unbewusste Reize auf anderen Sinneskanälen fehlen. Wir konstruieren also. Wir gleichen die Wirklichkeit immer ab, mit der Statistik unserer Erfahrungen und Umwelt.

Wir können ja kurz hier mit unseren Podcast-Gästen ein kleines Experiment machen und mit euch auch. Stellt euch vor, ihr seid in der Grundschule und erinnert euch an euer erstes Klassenzimmer. Habt ihr das Bild im Kopf?

Marco: Ja, ich sehe Frau Vogel direkt vor mir!

Olaf Hartmann: Und ihr kommt morgens in diesen Raum, und die Kreidetafel, früher war sie oft aus rauem Schiefer, aber auch heute hat sie noch eine raue Oberfläche, wurde frisch gewischt. Vielleicht rieselt sogar etwas Kreidestaub herunter. Deine Mutter hat dir morgens die Fingernägel geschnitten. Und jetzt hast du ein lautes Quietschen im Ohr.

Johanna: Oh Gott, das ist ja so unglaublich eklig.

Olaf Hartmann: Und du reagierst sofort darauf. Allein beim Beschreiben stellen sich mir schon die Nackenhaare auf.

Marco: Zieht den Rücken runter. Furchtbar!

Olaf Hartmann: Dabei haben doch eigentlich nur Schallwellen dein Ohr getroffen. Wie kann es also sein, dass du so körperlich darauf reagierst? Das liegt daran, dass dein Gehirn das gesamte multisensorische Muster, das du damals erlebt hattest, wieder reaktiviert. Wenn du es also schaffst, multisensorische Erlebnisse mit Marken zu kreieren, kannst du diese danach auch simuliert oder durch einen kleinen Trigger wieder reaktivieren.

Johanna: Das ist ja dann eigentlich in Verbindung mit der Kraft des Storytellings, oder? Wenn ich es schaffe, online eine gute Geschichte zu erzählen die dann auch Sinneswahrnehmungen triggert, dann zu sagen: Kann ich es schaffen, dass die haptischen Reize auch auf eine Art in der Vorstellungskraft reaktiviert werden?

Olaf Hartmann: Ja genau, da sie auch in der Vorstellungskraft reaktiviert werden.

Marco: Man könnte das ja auch anders angehen. Nehmen wir zum Beispiel einen Werbeartikel, der besonders wertig erscheint ausgegeben hat, und dann die Marke online wieder wahrgenommen wird vom Rezipienten oder der Rezipientin. Das wäre doch eine viel effektivere Werbung online, oder?

Olaf Hartmann: Ein einfaches Beispiel, das viele kennen, ist der klassische blaue Nivea Ball. Wenn man einmal mit einem solchen Strandball am Strand gespielt hat, kann er in der Werbung als visuelles Symbol dienen, um die gesamte multisensorische Erfahrung des Strandbesuchs, das Rauschen der Wellen, das Kreischen der Kinder, das Summen des Radios in der Ferne, das Knirschen des Sandes wird alles dann reaktivieren. Der Ball wird somit zu einem Symbol.

Kapitel 8: Das taktische Nutzen von multisensorischen Reaktionen

Johanna: So wie der Geruch von Sonnenmilch?

Olaf Hartmann: Wie der Geruch von Sonnenmilch zum Beispiel.

Johanna: Da hätte ich noch ein anderes Beispiel. Ich weiß nicht ob du auf das Thema Mailing zu sprechen kommen willst?

Olaf Hartmann: Ja da wollte ich auch noch drauf zu sprechen kommen.

Johanna: Das wäre auch noch eine Interessante Frage. Wenn wir zu dem Beispiel Printmailing gehen gegenüber digitalem. Aber erzähl gerne dazu die Sonnenmilch Geschichte. Die finde ich auch sehr spannend.

Olaf Hartmann: Ja, das ist ja direkt mit einander verbunden. Was bedeutet das jetzt praktisch für Leute, die werben? Das Tollste ist es natürlich, multisensorische Muster für eine Marke zu etablieren. Aber ganz ehrlich, das dauert sehr lange. Viel interessanter ist das taktische Nutzen von diesen multisensorischen Reaktionen des Gehirns. Zum Beispiel lässt sich Empathie durch die Haptik steigern. Wenn man raue Oberflächen verwendet, wie in dem Beispiel mit der Spendenkampagne, werden Menschen empathischer. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass Fragebögen auf rauem Papier eine höhere Rücklaufquote haben, weil raues Papier häufig mit offiziellen Dokumenten, wie vom Finanzamt, assoziiert wird. Wir reagieren also eher darauf.

Ein konkretes Beispiel: Ein Kreuzfahrtanbieter wollte ein Mailing optimieren, um Kunden, die gerade von einer Kreuzfahrt zurückgekehrt waren, dazu zu motivieren, direkt wieder diese oder eine neue Reise zu buchen. Die Idee war, den positiven Urlaubseindruck aufrechtzuerhalten und die Buchung eines weiteren Urlaubs so einfach und stressfrei wie möglich zu machen. Das ursprüngliche Mailing, ein „Welcome Back“-Mailing, war bereits sehr erfolgreich: 3,2 % der kontaktierten Kunden buchten direkt wieder eine Kreuzfahrt im Wert von durchschnittlich über 3.500 Euro.

Also, 3.5000 Euro für eine Kreuzfahrt zu buchen ist im Dialogmarketing schon ziemlich gut, wenn eine Kaufquote von dreieinhalb Prozent, nicht nur eine Responsequote, erzielt wird. Dann haben wir uns die Frage gestellt, wie man das weiter steigern kann. Ausgehend von der Denkweise, die ich gerade beschrieben habe, haben wir überlegt, was der eigentliche Kaufgrund für eine Kreuzfahrt ist. Genuss und Erregung spielen dabei eine wichtige Rolle, aber auch Entspannung.

Und dann war die Frage: Wann erleben die Menschen an Bord besonders viele genussvolle und erregende Momente? Wir haben gesammelt: Was fällt uns ein? Zum Beispiel Cocktailtrinken an der Poolbar, der Moment, wenn man aus der Dusche in der Kabine kommt und draußen glitzert das Wasser von Palma de Mallorca kurz vor dem Landgang – oder Venedig, oder ähnliches. Vielleicht spielt man Volleyball an Deck mit anderen Gästen, was total spaßig ist, oder man liegt auf der Liege und liest den neuen Krimi von Henning Mankell.

Dann haben wir uns überlegt, was die Menschen in diesen Momenten sensorisch besonders häufig spüren. Ein Objekt kam dabei besonders in den Fokus: das Handtuch dieses Kreuzfahrtanbieters. Daraufhin haben wir das Mailing inhaltlich gleichgelassen, aber ein kleines Handtuch aus dem Originalstoff des Anbieters hinzugefügt, das zusätzlich mit einem leichten Sonnenmilchduft besprüht war – wow! Hinter einer Klappe stand der Satz: „Ihren Lieblingsplatz haben wir schon mal für Sie reserviert.“ Das haben die Deutschen sofort verstanden, und die Responsequote stieg durch dieses sensorische Tuning von 3,2 % auf 5,4 %.

Kapitel 9: Printmailing als wertvoller Marketingkanal in einer digitalen Welt

Johanna: Das wäre jetzt auch eine Frage, die mir in den Sinn gekommen ist: Wir haben viel über Mailing-Verstärker gesprochen. Ist es tatsächlich auch umsatzfördernd, ein reines Printmailing zu verschicken, anstatt nur über digitale Kanäle wie Newsletter oder Social Media zu werben? Lohnt es sich wirklich ein Printmailing zu verschicken?

Olaf Hartmann: Ja, eindeutig. Es geht nicht darum, Digital durch Print zu ersetzen, genauso wenig wie man Print durch Digital eins zu eins ersetzen kann. Aber die Werbewirkungsstudien zeigen eindeutig: Mit jedem zusätzlichen Kanal, den man nutzt, steigt die Effektivität der Kampagne durchschnittlich um 19 %. Diese Zahl stammt aus einer Statistik von Analytic Partners, basierend auf über 3.200 Kampagnen in sieben Branchen, die über fünf Jahre getrackt wurden. Wir sprechen hier also über eine massive statistische Datenbasis.

Olaf Hartmann: Dabei stellte sich heraus, dass mit jedem zusätzlichen Kanal die Werbewirkung der Gesamtkampagne gesteigert werden konnte, ohne zusätzliches Budget einzusetzen. Das heißt, man nimmt das bestehende Budget und versucht, möglichst viele Kanäle zu bespielen. Aus Sicht des Gehirns ergibt das sehr viel Sinn, weil die gleiche Botschaft in unterschiedlichen Kontexten wahrgenommen wird. Dadurch entstehen auch unterschiedliche Gedächtnisspuren. Wenn ich die Botschaft immer nur auf dem gleichen Kanal empfange, wird mein Gehirn immer auf die gleiche Weise stimuliert. Besonders die Haptik spielt hier eine entscheidende Rolle, weil sie aktivierend wirkt.

Haptik ist der aktivierendste Sinn und der erste, der sich beim Embryo entwickelt. Vielleicht abgesehen vom Geruchssinn, wenn man die Orientierung der Spermien mit einbezieht, aber beim Embryo bildet sich das haptische System als erstes aus, und es ist auch der letzte Sinn, der uns verlässt. Haptik ist also der „Sinn des Lebens“. Dieser Reiz ist extrem stark, und wenn ich haptisch kommuniziere, aktiviere ich die Menschen, weil sie handeln müssen – sie müssen zugreifen. Optisch und akustisch kann man sich berieseln lassen, aber haptisch geht das nicht.

Das oft geäußerte Vorurteil gegenüber Werbebriefen, dass sie sowieso alle im Müll landen, enthält eine wertvolle Aussage. Es bedeutet nämlich, dass ich den Brief entweder liegen lassen oder direkt wegwerfen kann. Aber sobald ich ihn in die Hand nehme, gibt es eine physiologisch viel stärkere Aktivierung. Dieser Kontakt hinterlässt andere Gedächtnisspuren.

Marco: Weil Briefkästen keinen Spamfilter haben.

Olaf Hartmann: Richtig, weil Briefkästen heute emotional verweist sind. Was früher in den Briefkästen los war, das war ja ein riesen Chaos. Aktuell bekommt man ja fast nur noch Rechnungen zugeschickt.

Johanna: Ja man schaut sehr ungerne noch in den Briefkasten.

Olaf Hartmann: Genau, trotzdem gab es eine tiefenpsychologische Studie der Deutschen Post, die gezeigt hat, dass der Briefkasten nach wie vor ein hoch emotional und positiv besetztes „Tor zur Welt“ ist. Wenn dort eine positive Botschaft auftaucht, hat sie auch meine volle Aufmerksamkeit. Manche Menschen nehmen sich extra Zeit, machen sich eine Tasse Kaffee, setzen sich hin und machen genüsslich Ihre Post auf. Wann sonst macht man sowas denn genüsslich? Sicher nicht, wenn man sich genüsslich einen PreReel auf YouTube anmacht.

Johanna: Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich mir bewusst sage: „Okay, jetzt lege ich meine Post auf den Küchentisch und nehme mir die Zeit, um sie zu öffnen und mir die Briefe anzusehen.“ Das ist ganz interessant.

Olaf Hartmann: Dieser Kontext ist für Werbetreibende extrem wertvoll. Denn wann möchtest du jemanden kontaktieren? Es wurde lange Zeit gepredigt, Kontakt ist gleich Kontakt – Hauptsache, man erreicht die richtigen Menschen. Aber diese Logik stimmt einfach nicht. Sonst wäre es das gleiche, ob ich dich auf der Autobahnraststätte in Bruchsal auf der Toilette treffe oder in der Champagner-Bar im Adlon. Wir könnten über ganz andere Themen sprechen. Also wenn ich versuche, dir in Bruchsal auf der Autobahntoilette ein Anlageprodukt zu verkaufen, merkst du sofort, dass der Kontext die Erfolgschancen auf null setzt. Das liegt nicht daran, dass du nicht genug Geld hast oder das Produkt für dich nicht relevant für dich ist. Da merkt man schon, dass der Kontext enorm stark über die Aufnahmefähigkeit und die Verarbeitung von Informationen entscheidet.

Da erzeugt zum Beispiel der Printkanal, oder zum Beispiel das Dialogmarketing in Form eines Briefs, direkt einen Kontext. Dieser Kontext färbt auch die Botschaft, die ich wahrnehme. Erstens: Ich bin aktiver. Zweitens: Ich empfinde mehr Wertigkeit beim Öffnen des Briefs. Drittens: Der Brief ist nicht wegklickbar, sondern bleibt einfach länger. Selbst wenn ich ihn nicht sofort öffne, liegt er erst einmal eine Weile herum. Und dann schaffen es nur die wenigstens Leute, Dinge wirklich ungeöffnet wegzuwerfen. Das bedeutet, ein Mindestkontakt findet statt. Wenn man das in Sekunden umrechnet, ist das schon eine Menge. Und wenn ich es dann noch schaffe, eine klare und attraktive Botschaft zu vermitteln, die schnell auf den Punkt kommt, habe ich viel erreicht.

Deshalb ist häufig auch der Printkanal heute aus meiner Sicht ein optimaler Anschlusskanal, und der digitale Kanal eignet sich dann perfekt zur Conversion. Das zeigt auch unsere Erfahrung: Wenn man es schafft, die Menschen von Print ins Online zu führen – in Leadformulare, in Erklärvideos, woraus dann ein Leadformular oder sowas gefüttert wird, dann hat man sozusagen den effektivsten Teil beider Welten miteinander verbunden.

Marco: Über Werbung, die über verschiedene Kanäle an die Kunden herangetragen wird, kann ich dann den Begriff „multi-sensorisches Marketing“ synonym mit „crossmedialem Marketing“ verwenden. Oder gibt es einen Unterschied?

Olaf Hartmann: Pauschal kannst du das so eigentlich sagen. Ich würde sogar behaupten, dass man multi-sensorisches Marketing mit erfolgreichem Marketing synonym verwenden.

Johanna: Das musst du ja jetzt sagen!

Olaf Hartmann: Am Ende des Tages haben wir keine andere Chance, als die Welt über all unsere Sinne zu verarbeiten. Dadurch bilden wir Gedächtnisspuren, und es ist erwiesen, dass je mehr Sinne wir dabei nutzen, desto besser bleiben Dinge haften, desto glaubwürdiger erscheinen sie uns und desto mehr Wertschätzung bringen wir ihnen entgegen.

Was du gerade beschrieben hast, ist im Grunde genommen crossmediales Marketing, das aus Mailings, digitalen Medien, Webseiten und vielleicht auch Live-Events besteht, bei denen man seine Kernzielgruppe direkt vor Ort trifft. Dann hat man ein multi-sensorisches Buffet, das man bespielen kann, und je nach Kontext kann man den einen oder anderen Sinn stärker.

Johanna: Wir können also festhalten, dass multi-sensorisches Marketing im Endeffekt nochmal stärker ist, weil crossmediales Marketing auch lediglich verschiedene digitale Kanäle zu bespielen, oder sagen wir TV, Radio oder Social Media.

Olaf Hartmann: Also sagen wir zwei audiovisuelle Kanäle. Dann hast du natürlich das Audiovisuelle, was eben sich auch schon als traditionell und sehr stark erwiesen hat. Deshalb wirkt das ja auch stärker. Es hängt natürlich auch von der Zielgruppe ab: Was darf der einzelne Kontakt kosten und was ist eigentlich meine Botschaft?

Es ist wie eine Wissenschaft, die Antwort lautet oft: Es kommt darauf an. Man kann nicht pauschal sagen, dass es so oder so besser ist. Trotzdem würde ich aufgrund der genannten Studie meine Hand dafür ins Feuer legen, dass crossmediales Marketing immer erfolgreicher ist, weil es mehr Chancen auf multi-sensorische Gedächtnisspuren erzeugt.

Kapitel 10: Einfache haptische Reize im Marketingmix integrieren

Marco: Womit können kleinere und mittlere Unternehmen am einfachsten haptische Reize schaffen?

Olaf Hartmann: Das ist natürlich eine pauschale Antwort, die schwierig ist. Aber ich kann mal den Prozess beschreiben, wie man vorgehen sollte. Zuerst sollte man bei seiner Positionierung ansetzen und seine Hausaufgaben machen. Man muss erst einmal  herausfinden, was die kauftreibenden Gründe sind. Und da gibt es immer explizite als auch implizite Gründe. Wenn man das klar hat, sollte man sich überlegen, wie man das Ganze spürbar und erlebbar macht. Dafür benötigt man Resonanzfelder.

Was das ist? Das Beispiel dafür wäre das Resonanzfeld „Urlaub“. Man möchte den Entspannungs- und Genussfaktor eines Urlaubs reaktivieren. Dann geht man auf die Suche nach den sensorischen Reizen, die das optimal transportieren. Man fragt sich: Wie klingt Urlaub? Wie duftet Urlaub? Wenn man diese Antworten hat, kann man überlegen, wie man eine Customer Journey gestaltet, wo ich diese Touchpoints habe. Diesen konstituierenden Reiz, die Bedeutung die ich anstrebe und die für das Resonanzfeld relevant sind.

Marco: Und wo kann man das am einfachsten tun, besonders für kleine und mittlere Unternehmen?

Olaf Hartmann: Das beginnt schon bei etwas so Banalem wie einer Visitenkarte. Es gab einen Trend, bei dem Leute aufgehört haben, Visitenkarten zu drucken, weil alles digital geworden ist. In Berlin, in der Startup-Szene, gibt es dafür einen großen Wettbewerb, wer die coolste Visitenkarte hat. Warum eigentlich? Das ist doch ein anachronistisches Produkt, oder? Wir könnten doch mit Apps ganz einfach Kontaktdaten digital austauschen. Trotzdem merkt man, dass es einen Unterschied macht, ob man eine tolle Visitenkarte in der Hand hält, die vielleicht eine besondere Haptik oder Oberfläche hat. Damit transportiere ich schon sehr viel implizit über mich: meinen Anspruch an meine Leistung, ob ich vertrauenswürdig bin, etc. Das ist also ein Denken von innen nach außen: Wo trifft das Unternehmen auf andere Menschen?

Dann denkt man als nächstes an die Visitenkarte. Der nächste Punkt könnte ein Prospekt sein, der vielleicht nicht mehr so umfangreich ist wie in der Vergangenheit, weil dieser Prospekt jetzt NFC-Chips enthält oder einen QR-Code. Wir haben ja alle gelernt. Das QR-Codes funktionieren und dass man sie einfach mit der Kamera aktivieren kann. Das heißt, wir erleben eine Renaissance des QR-Codes, der fast schon tot war. Jetzt kann man Prospekte plötzlich im Umfang reduzieren, aber gleichzeitig an Wertigkeit gewinnen, weil sie sich leicht digital verlängern lassen, indem man die tiefergehenden Informationen digital liefert.

Dann geht man weiter nach außen und fragt: Gibt Veranstaltungen, bei denen ich Erlebnisse schaffen kann, die multi-sensorisch spürbar sind? Dann geht man weiter. Wie kann ich eine größere Zielgruppe erreichen? Dann sollte ich darüber nachdenken: Wie kombiniere ich meine Darstellung auf Social Media, meine Website und einzelne haptische Kontakte, die regelmäßig zum Beispiel auf den Schreibtischen meiner Kunden landen? Man merkt schon, wie die Logik immer weiter nach außen führt. An welcher Stelle kann ich die Erfahrung reichhaltiger und sensorisch intensiver gestalten?

Johanna: Sehr sehr spannend! Ich glaube, das hat uns einen sehr guten Einblick in das Thema Haptik gegeben, und ich hoffe, dass unsere Zuhörerinnen und Zuhörer viel davon mitnehmen konnten. Gibt es noch etwas, Olaf, dass du zum Abschluss des Gesprächs loswerden möchtest oder das dir wichtig wäre, zu ergänzen?

Olaf Hartmann: Was mir wichtig wäre zu ergänzen? Ja, die Rezession kommt. In einer Rezession sollte man sich auf der einen Seite darüber im Klaren sein, dass es hart wird, weil die Leute genau hinsehen. Man muss seine Investitionen also sehr genau bewerten. Auf der anderen Seite bietet die Rezession auch Chancen. Jetzt ist die Zeit, um Markenbildung zu betreiben. Das heißt, Performance-Kommunikation wird weniger wirkungsvoll, aber markenbildende Kommunikation das ist die Zeit, weil der Geräuschpegel sinkt und Chancen entstehen, meine Marke so aufzuladen, sodass ich besser durch die Krise komme und nach der Krise stärker wachse.

Das Ganze wurde sehr tief erforscht seit der Weltwirtschaftskrise 1929. In dieser Zeit sollte man nicht schreckmusterartig seine Werbeausgaben einfrieren. Weil das empirisch erforscht wurde, von 1929 über die Ölkrise in den 70er-Jahren bis hin zur Dotcom-Blase. Die Frage war: Was passiert mit Unternehmen, die schreckmusterartig ihre Werbeausgaben runtergefahren haben? Und was passiert mit denen, die ihre Werbeausgaben gehalten halten oder sogar erhöht haben? Procter & Gamble, einer der größten Werbetreibenden der Welt, hat ein klassisches Playbook in der Krise: Sie erhöhen sofort ihre Werbeausgaben, weil Güter des täglichen Bedarfs weiterhin relevant bleiben.

Aber auch, weil man sich dadurch einen höheren sogenannten Share of Voice kauft. Man wird sichtbarer mit dem gleichen Budget, und wenn man dann noch etwas draufsattelt, wird man noch sichtbarer. Am Ende des Tages will man Gedächtnisspuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen, und das ist eine wunderbare Zeit dafür. Die Firmen, die das so gemacht haben, wie ich es gerade beschrieben habe, also ihr Budget in der Krise sogar noch aufgestockt haben, sind die, die fünf Jahre nach der Krise überdurchschnittlich gewachsen sind. Das ist also mein Impuls: In der Krise ist Werbung kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft.

Kapitel 11: Buchtipp „Touch – Der Haptik-Effekt im multisensorischen Marketing“

Johanna: Eine sehr schöne Ergänzung auf jeden Fall und auch eine kleine Motivation, finde ich, für alle, die zuhören. Du hast ja, wie wir am Anfang schon angedeutet haben, ein Buch geschrieben. Vielleicht kannst du uns noch verraten, wo man dein Buch kaufen kann und wie man dich erreichen kann, für alle, die jetzt vielleicht Interesse haben, sich mehr mit dem Thema Multisense und Haptik zu beschäftigen.

Olaf Hartmann: Sehr schön! Also, das Buch gibt es überall, wo es Bücher gibt, natürlich bei den klassischen großen Anbietern mit A im Internet. Das Buch heißt Touch – Der Haptik-Effekt im multisensorischen Marketing und erklärt grundlegend das Prinzip des multisensorischen Marketings. Es illustriert dieses Prinzip hauptsächlich anhand der Haptik. Für alle, die sich in Richtung Print und haptische Kommunikation aufschlauen wollen, bekommen im hinteren Teil des Buches sozusagen die Haptik als Turboaufladung. Der erste Teil des Buches behandelt das Thema Multisensorik und Wahrnehmung und wie man diese nutzen kann, um stärkere Marken und erfolgreichere Verkäufe zu erzielen.

Wer darüber dann noch Lust hat, dem empfehle ich meinen Podcast. Er heißt Markenkraft und der kommt alle zwei Wochen raus. In diesem Podcast interviewe ich führende Wissenschaftler, aber auch Praktiker aus der Praxis zum Thema Markenentwicklung. Das sind die beiden Bereiche, die ich den Hörern empfehlen würde.

Marco: Klare Empfehlung auch von uns! Zur Vorbereitung haben wir uns auch ein bisschen in deinen Podcast reingehört. Sehr spannende Themen, die du bearbeitest. Also, auf jeden Fall mal reinhören!

Olaf Hartmann: Vielen Dank

Marco: Vielen Dank, Olaf, für das Gespräch und die ausführlichen Antworten.

Johanna: Es war sehr, sehr spannend. Wir haben auch wieder jede Menge gelernt. Vielen, vielen Dank!

Olaf Hartmann: Ja, sehr schön, ich danke euch auch! Bis dahin.

Kapitel 12: Interview mit Produktmanager Philipp Möller von FLYERALARM

Marco: Wir hoffen, ihr konntet im Interview mit Olaf ein bisschen was entnehmen. Bei uns im Unternehmen haben wir ebenfalls nachgefragt, wie unsere Produktmanager das Thema Haptik und Multisensorik bei Werbemitteln anwenden. Deshalb haben wir Philipp Möller eingeladen. Er ist Produktmanager und steht uns jetzt Rede und Antwort. Philipp, schön, dass du da bist!

Philipp Möller: Hallo zusammen!

Johanna: Hi Philipp! Ja, sehr schön auch von meiner Seite aus, dass du da bist. Wir haben gelernt, dass multisensorisches Marketing sehr wichtig ist und die Haptik den Erinnerungsfaktor erhöht sowie die Bereitschaft, zum Beispiel ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Welche Rolle spielt die Haptik, also tatsächlich die Oberfläche eines bestimmten Produkts? Nehmen wir zum Beispiel mal den Kugelschreiber: Ob er glatt ist oder sich rau anfühlt oder hast du ein anderes Give Away? Wie entscheidend ist das bei der Auswahl eurer Werbeartikel?

Philipp Möller: Also insbesondere bei den Kugelschreibern ist das eines der maßgeblichen Kriterien. Einen Kugelschreiber, den habe ich ständig in der Hand. Am meisten bewertet ist tatsächlich das Gewicht. Desto schwerer etwas ist, desto wertiger wird es wahrgenommen. Auch die Textur der Oberfläche. Normale Kunststoffstifte wirken eher, wie soll ich sagen, alltäglich, während besondere Modelle, wie zum Beispiel solche aus Weizenstroh eine bisschen rauere sind. Wir haben wunderschöne Stifte im Angebot, mit Texturen insbesondere von der Marke Bruder, die ein ganz eigenes Gefühl erzeugen, wenn man sie in die Hand nimmt. Darüber hinaus gibt es verschiedene Stifte mit einer Softtouch-Oberfläche, was immer einen edlen Impuls weckt. Man hat das Gefühl, etwas Wertigeres in der Hand zu halten. Jetzt seit kurzem auch Kugelschreiber aus Holz, die oft noch einen leichten Holzgeruch mitbringen.

Marco: Das heißt eigentlich, bei Give Aways spricht man weniger den Kopf des Nutzers an, sondern rein auf Bauchgefühl und Herzenslust.

Philipp Möller: Genau, das ist richtig. Der riesige Vorteil von Give Aways ist, dass es mehrere Dimensionen anspricht. Ich habe nicht nur eine Werbebotschaft, die ich mit den Augen sehe oder lese, sondern man hält gleichzeitig etwas in der Hand. Das heißt, die Haptik spielt eine große Rolle. Bei vielen Werbeartikeln kommt auch noch ein gewisser Geruch dazu. Zum Beispiel riechen Taschen aus Gras oder Apfelpapier tatsächlich nach Gras oder Apfel.

Johanna: Also werden auch wieder multisensorische Faktoren erwägt.

Philipp Möller: Ja. Was bei vielen Werbeartikeln nicht zu unterschätzen ist außerdem, wie sich der Artikel anfühlt. Nicht nur von der Struktur, sondern auch von der Ergonomie und dem Gewicht her.

Johanna: Hast du zum Abschluss unseres knackigen, kurzen Interviews noch eine Anekdote zum Thema Give Aways oder ein persönliches Lieblingsprodukt, oder ein bestimmtes Give Away, daas dich bei deiner Arbeit besonders begeistert hat?

Philipp Möller: Ja, mein absolutes Lieblingsstück im Bereich der Give Aways sind die bedruckten Torten. Das liegt einfach daran, dass ich, kurz nachdem ich meine Frau kennengelernt hatte, ihr eine bedruckte Torte gestaltet und an ihre Arbeitsstelle geschickt habe. Ich denke, das hat dann auch zu unserer späteren Ehe beigetragen, zumindest zu einem gewissen Grad. Und genau diesen Lieferanten, mit diesen bedruckten Torten, haben wir jetzt seit einigen Jahren bei uns mit angebunden. Exakt dieses Produkt bieten wir jetzt witzigerweise auch in unserem Shop an.

Johanna: Das heißt, wenn ihr eure Ehe retten oder eine Beziehung auf die Beine stellen wollt, dann hört auf die Romantik-Tipps von Philipp Möller und schaut mal bei uns im Shop vorbei! Eine ungeplante Werbung für die Torten, aber vielen Dank, Philipp! Das war ein sehr informatives und cooles Gespräch. Ja, danke dafür!

Philipp Möller: Schönen Feierabend!

Kapitel 13: Outro

Marco: Wir hoffen, dass euch die Interviews mit Olaf und Philipp gefallen haben. Wir freuen uns natürlich über Anregungen und Feedback. Schreibt uns einfach an podcast@flyeralarm.com. Und wenn du Firmengründer oder Firmengründerin bist und eine interessante Geschichte zu erzählen hast, wende dich gerne an die gleiche E-Mail-Adresse. Wenn ihr Lust habt, lasst uns außerdem gerne eine Bewertung bei iTunes da oder abonniert uns bei Spotify oder wo immer ihr Podcasts hört.

Johanna: Wir würden uns riesig darüber freuen. Und Marco, das war schon die allererste Folge unseres Podcasts Erfolgsdruck – Stories aus dem Mittelstand. Ich bin sehr gespannt, was da noch so alles kommen wird. Wir freuen uns auf die nächste Folge und sagen viel Spaß beim Ausprobieren – sei es mit Haptik oder allerlei anderen Sinnen. Und ich würde sagen bis zum nächsten Mal!

Marco: Bis bald!

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Shownotes

Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie das letzte Mal voller Vorfreude eine neue, noch nie zuvor gekostete Schokoladenspezialität aus dem Silberpapier wickelten? Und erinnern Sie sich auch an jenen Augenblick, als Sie vor dem Süßwaren-Regal standen und sich dafür entschieden, diese neue Sorte in Ihren Einkaufskorb zu legen? Vermutlich waren Sie bei Ihrer Wahl darauf angewiesen, sich an der Verpackung zu orientieren – denn natürlich darf man im Supermarkt nicht mal eben Schokolade anknabbern.

Doch wie stark beeinflusst die Beschaffenheit eben dieser Verpackung tatsächlich Ihre Kaufentscheidung? Im FLYERALARM Podcast „Erfolgsdruck – Storys aus dem Mittelstand“ haben wir Olaf Hartman, Buchautor des und Gründer des Multisense-Instituts dazu befragt. Es geht um Fragen wie:

  • Was ist multisensorisches Marketing?
  • Warum bleiben zu Papier gebrachte Informationen besser im Gedächtnis?
  • Wie kreiert man multisensorische Erlebnisse?
  • Funktioniert Haptik auch digital?

Das Buch von Olaf Hartmann und Sebastian Haupt: https://shop.haufe.de/prod/touch
Das Institut: https://www.multisense.de
Hapticals: https://www.flyeralarm-giveaways.com
Hinterlass uns einen Kommentar zur Folge hier im Blog oder bei Social Media: www.instagram.com/flyeralarm.official

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Was ist multisensorisches Marketing?

Multisensorisches Marketing lautet das Stichwort, das schon längst in aller Munde ist. Dahinter steckt die wissenschaftliche Erkenntnis, dass jeder zusätzlich angesprochene Sinn die Gehirnaktivität um ein Vielfaches erhöht – wobei der haptische Sinn ein entscheidender Wirkverstärker ist. Wir behalten Dinge besser im Gedächtnis, wenn wir sie nicht nur gesehen oder davon gehört haben, sondern sie auch erfühlen dürfen. Dementsprechend ist im Marketing eine crossmediale Strategie mit einer geschickt gestrickten Kombination aus Digital- und Print-Elementen empfehlenswert. Im Folgenden führen wir Ihnen den Wert des multisensorischen Marketings anhand verschiedener Beispiele vor Augen.

Beispiel 1: Veredelte Verpackungen führen uns in Versuchung

Je edler die hübsche Hülle, desto eher lassen sich Kundinnen und Kunden zum Kauf verführen – zumindest, wenn das Gesamtpaket stimmt: Eine Untersuchung des Verpackungsherstellers STI Group hat gezeigt, dass Endverbraucherinnen und -verbraucher im Schnitt dazu bereit sind, etwa 50 % mehr zu bezahlen, wenn die Verpackung sinnvoll veredelt ist. Durch die Veredelung der Papier-Oberfläche werden nicht nur der optische, sondern auch der haptische Sinn angesprochen – man nimmt das Produkt gern in die Hand und streicht über eine Prägung oder eine besonders glatte Folie. Dieses Wissen um kauffördernde Effekte wird im Produktportfolio von FLYERALARM verarbeitet – zum Beispiel mit hochwertigen Heißfolien-Veredelungen auf Geschenkverpackungen.

Mehr über Druckveredelungen erfahren
Druckveredelung Heißfolie

Beispiel 2: Raues Papier fördert Spendenbereitschaft

Die Haptik einer Oberfläche ist so entscheidend, dass sie sogar auf die Spendenbereitschaft eines Menschen einzuwirken vermag. So hat eine im Journal of Consumer Psychology veröffentlichte wissenschaftliche Studie gezeigt, dass eine raue Struktur zu verstärkten empathischen Reaktionen führen kann: Dabei erhielten Passantinnen und Passanten ein Klemmbrett mit der Spendenaufforderung einer Hilfsorganisation. Die Rückseite des Klemmbretts bestand entweder aus weicher Folie oder rauem Sandpapier. Während von den Menschen, die ein Klemmbrett mit weicher Folie erhielten, nur 3 % spendeten, waren es bei den anderen 26 %. Die raue Papier-Oberfläche aktivierte in diesem Kontext das Mitgefühl gegenüber Menschen in Not.

Druckveredelung: Letterpress auf rauem Papier

Doch nicht nur die Beschaffenheit der Oberfläche, sondern auch die Grammatur des Papiers macht einen Unterschied, das hat Prof. Dr. Andreas Mann am Lehrstuhl für Dialogmarketing der Uni Kassel herausgefunden: Je schwerer und strukturierter das Papier eines Mailings ist, desto hochwertiger stufen es die Empfängerinnen und Empfänger ein und diese positive Wahrnehmung überträgt sich entsprechend auf den Inhalt.

Beispiel 3: Papier mit Soft-Touch lässt uns tiefer ins Portemonnaie greifen

Auch eine Soft Touch-Oberfläche (auch Soft-Feel genannt) fördert die Bereitschaft, mehr Geld zu investieren als in das gleiche Produkt ohne Soft-Touch. Machen Sie doch mal den Praxistest: Wie fühlen sich samtige Oberflächen an? Welche Assoziationen werden geweckt, während Sie mit Ihren Fingerspitzen über eine weiche Fläche streichen? Soft-Touch-Veredelungen verführen uns dazu, Produkte anzufassen und uns damit zu beschäftigen. Unser Tipp: Setzen Sie bei Ihren besonderen Druckprodukten auf Soft-Feel-Elemente. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Soft-Touch-Veredelung auf Ihren Visitenkarten? Die werden Ihre Kundinnen und Kunden garantiert nicht so schnell aus der Hand legen.

Druckveredelung: Soft Touch

Die Macht des Unbewussten in der Werbung

Warum aber sind Effekte, die auf unsere Sinne abzielen – und insbesondere auf den Tastsinn – so ausschlaggebend? In unserem Gehirn laufen zahlreiche Prozesse ab, ohne dass wir diese bewusst mitbekommen. Auch ein Großteil unserer Entscheidungsfindung läuft unbewusst ab – zum Beispiel, indem unser Gehirn automatisch Sinneseindrücke überprüft und bewertet. Das hat zur Folge, dass wir Dinge, die sich besser anfühlen, automatisch auch positiver einstufen und uns länger als üblich damit beschäftigen.

Genau diese zeitliche Interaktion bewirkt einen wichtigen Unterschied – denn sie aktiviert unser Besitzdenken: Bereits eine kurze Berührung von wenigen Sekunden löst ein Besitzgefühl in uns aus. Olaf Hartmann und Sebastian Haupt – Spezialisten für Marketing-Psychologie – nennen das den Endowment-Effekt. Dementsprechend erscheint uns alles, was wir besitzen, sofort wertvoller als etwas, das uns nicht gehört.

Überzeugen Sie Kundschaft mit haptischen Mustern

An den zahlreichen eindrucksvollen Studienergebnissen zeigt sich, wie entscheidend die Beschaffenheit der Papier-Oberfläche ist, mit dem Sie werben. Möchten Sie bei Ihren Kundinnen und Kunden ein Thema kommunizieren, das Ihnen am Herzen liegt, dann lohnt es sich, Zeit zu investieren und ein Produkt auszuwählen, das perfekt zu Ihrem Anlass sowie zu Ihrer Marke passt und genau die Wirkung auslöst, die Sie sich wünschen.

Damit Sie die richtige Entscheidung treffen, gibt es bei FLYERALARM zahlreiche Musterbücher, -boxen und -sets mit deren Hilfe Sie verschiedene Papiere nicht nur genau unter die Lupe nehmen können, sondern auch anfassen und die Qualität erfühlen dürfen – egal ob es sich um Briefpapier, Visitenkarten, Flyer oder Plakate handelt. Überlassen Sie die haptische Erfahrung nicht dem Zufall, sondern ermöglichen Sie Ihren Kundinnen und Kunden sinnliche Erlebnisse, die einen starken Eindruck hinterlassen. Denn am Ende freut sich das kleine Kind in jedem von uns über glänzendes, raschelndes Schokoladenpapier – und das große Kind über ein veredeltes Mailing zum Aufklappen und Entdecken.

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Doreen

Über Doreen

Doreen ist eine echte Vollblut-Texterin, die schon so manche Tastatur an ihre Grenzen brachte. Sie ist vielseitig interessiert und beruflich schon immer im Marketing zu Hause. Am liebsten bringt sie nützliches Druckwissen und kreative Werbeideen auf den Punkt.

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