Azubiprojekt: Begleiten Sie FLYERALARM Auszubildende Antonia durch die Epochen der Druckgeschichte. Lesen Sie jetzt weiter und lernen Sie in acht spannenden Artikeln bedeutende Persönlichkeiten, zufällige Entdeckungen und innovative Technologien kennen. Das heutige Thema: Der Akzidenzdruck.
Teil 7: Der Akzidenzdruck
- Geschichte des Drucks – Teil 1: Gutenberg und der Buchdruck
- Geschichte des Drucks – Teil 2: Die erste Papiermaschine
- Geschichte des Drucks – Teil 3: Entwicklung der Fotografie
- Geschichte des Drucks – Teil 4: Die Rotationsdruckmaschine
- Geschichte des Drucks – Teil 5: Der Offsetdruck
- Geschichte des Drucks – Teil 6: Die Linotype-Setzmaschine
- Geschichte des Drucks – Teil 7: Der Akzidenzdruck
- Geschichte des Drucks – Teil 8: Der Digitaldruck
Der Akzidenzdruck bezeichnet ein Druckverfahren, das seit dem frühen 19. Jahrhundert für die Herstellung so genannter Gelegenheitsdrucksachen mit geringem Umfang angewendet wird. Während für den Druck von Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften meist der Offsetdruck zum Einsatz kommt, findet man den Akzidenzdruck überall dort, wo Visitenkarten, Kalender oder Geschäftspapiere in kleiner Auflage benötigt werden.
Etwa bis in die 1980er Jahre gab es innerhalb von Druckereien verschiedene Abteilungen für den Buch-, Zeitungs-, Kunst- und Akzidenzdruck. Durch die Zunahme der Geschäftsdrucksachen und die technische Entwicklung von Maschinen und Prozessen, trennte sich der Akzidenzdruck mehr und mehr vom klassischen Buch- und Zeitungsdruck ab.
Jede Akzidenzdruckerei verfügt über einen gesonderten Akzidenzsatz und geschulte Akzidenzsetzer. Was macht dieser Schriftsetzer? Welche Möglichkeiten eröffnen Akzidenzschriften? Und was macht Akzidenzdrucksachen so besonders? Hier erhalten Sie die Antworten.
Der Akzidenzsetzer
Der Akzidenzsetzer setzt bei der Gestaltung der Druckvorlage zuerst die Hauptzeile und zieht sie dann mit Hilfe der Druckpresse ab. Danach wird der Papierabzug zerschnitten und die Druckzeilen werden auf das gewünschte Papierformat aufgeklebt. Um die Wirkung seines Entwurfs wirklichkeitsnah beurteilen zu können, werden die kleineren Textzeilen mit Bleistiftstrichen angedeutet. Die Linienführungen und Verzierungen, die am Ende auf dem Papier dargestellt werden sollen, werden ebenfalls grob skizziert. Sollte der grafische Entwurf dem Auftraggeber oder dem Besteller der Akzidenzarbeit gefallen, wird die vom Setzer entworfene Druckvorlage, beispielsweise unter Zuhilfenahme verschiedener Farben, genauer ausgeführt. Das Erlernen der Gestaltung gehörte zur Ausbildung des Schriftsetzers und war auch Bestandteil der Gesellenprüfung.
Die Akzidenzschriften
Im Akzidenzdruck gibt es einen speziellen Schriftsatz, sogenannte Akzidenzschriften. Diese Schriften bestehen in der Regel aus:
- Metall, angereichert mit Blei, Zinn, Kupfer, Messing und noch einigen anderen
- Holz, meistens Birkenholz
- Kunststoff, häufig Kunstharz
Jedoch gibt es für diese Art von Schrift keinen einheitlichen Namen. Weit verbreitet sind unter anderem die Begriffe Zier- oder Titelsatzschrift. Weiter werden sie auch Dekorative, Display Fonts oder Designer Fonts genannt. Unter diesen beiden Fonts versteht man den Teil der individuellen Formgebung, die sich nicht nach der Lesbarkeit eines Textes richtet, sondern eher nach der Optik.
Die Akzidenzdrucksachen
Zum Akzidenzdruck gehören natürlich auch Akzidenzdrucksachen. Diese sogenannten Akzidenzen waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine Begrifflichkeit für Geschäfts- und Privatdrucksachen. Darunter zählten zum Beispiel Briefpapier, Visitenkarten, Plakate oder Prospekte, die nicht im Werkdruck beziehungsweise Zeitungs- oder Zeitschriftendruck produziert wurden. Unter Akzidenzdrucksachen zählen außerdem wirkungsvoll gestaltete Teile eines Buches oder einer Zeitung. Dies können beispielsweise Zeitungsköpfe, Werbeanzeigen oder aufwendig gestaltete Buchtitel sein. Die Akzidenzen im Zeitalter des materiellen Schriftsatzes wurden überwiegend von besonders geschulten Akzidenzschriftsetzern mit Akzidenzschriften und Affichen- bzw. Plakatschrift gestaltet, gesetzt und in Akzidenzdruckereien gedruckt.
Die überwiegende Mehrheit der Zeitungen und Verlage stellen im heutigen digitalen Zeitalter keine Akzidenzdrucksachen mehr her. Akzidenzen werden hingegen heute von Mediengestaltern, Grafik- und Kommunikationsdesignern sowie Werbeagenturen gestaltet und überwiegend im Offsetdruck oder im Digitaldruck produziert.
Somit haben wir einen weiteren Meilenstein in unserer Reise durch die Druckgeschichte erreicht und schon bald sind wir im Hier und Jetzt angekommen. Im nächsten Beitrag erfahren Sie mehr über den Digitaldruck – eine Gruppe moderner Druckverfahren mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Was diese Verfahren ausmacht und wie sie funktionieren, wird Ihnen schon bald klar sein. Bleiben Sie neugierig!
Hallo, ich bin schon überrascht … die Beschreibung des Akzidenzsetzers lässt mich nur schmunzeln … so war dir Wirklichkeit nicht 😉
Hallo,
vielen Dank für Ihre Meinung. Wo liegen denn die genauen Unterschiede zwischen unserer Darstellung und Ihrer Einschätzung?
Herzliche Grüße aus Würzburg
Marco