Wer sich selbstständig machen möchte braucht neben einer guten Geschäftsidee auch professionelles Marketing. Worauf es dabei ankommt erklärt die Unternehmens- und Existenzgründerberaterin Dagmar Schulz im Experteninterview.
Vom Architekten bis zum Zimmerer: Viele Angestellte träumen von der Selbstständigkeit, doch nur wenige wagen den entscheidenden Schritt. Naja, relativ wenige. 2017 waren es in Deutschland immerhin 381.000 Menschen, die sich für die Selbstständigkeit entschieden haben. Dabei ist es im Prinzip gar nicht schwer, ein eigenes Unternehmen zu gründen, erklärt Dagmar Schulz, Unternehmens- und Existenzgründerberaterin. Vorausgesetzt, die Weichen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit wurden in der Planungs- und Konzeptionsphase gestellt.
In diesem Interview geht Dagmar Schulz speziell darauf ein, welche Marketing- und Werbemöglichkeiten angehende Existenzgründer in Betracht ziehen sollten, um langfristig erfolgreich zu sein.
Experteninterview zum Thema Marketing vor der Existenzgründung
Frau Schulz, gehen wir davon aus, ein Existenzgründer hat den Schritt gewagt und sich selbstständig gemacht. Was sind nun die ersten Schritte, die der- oder diejenige ergreifen sollte, um sein Unternehmen bekannter zu machen?
Dagmar Schulz: Wenn er sich selbstständig gemacht hat, ist es im Grunde schon ein kleines bisschen zu spät für die ersten Marketingmaßnahmen. Die Planung der Aktivitäten muss schon vor der eigentlichen Gründung beginnen, damit bei Eröffnung „alles steht“ und man direkt etwas zum Verteilen/Vorzeigen hat. Die Marketingplanung ist zudem ein wichtiger Bestandteil des Businessplans und der muss zwingend vor der Gründung ausgearbeitet werden. Aus Erfahrung weiß ich: Alles steht und fällt mit einem soliden Businessplan. Darin schreibt der angehende Selbstständige alle Punkte nieder, die wichtig für das Business sind, inklusive konkreter Maßnahmen / Werbemittel, um das Unternehmen bekannter zu machen.
Welche Maßnahmen könnten das beispielsweise sein?
Dagmar Schulz: Nach Festlegung der Zielgruppe und anderer Faktoren wie Budget, Ziel der Marketingmaßnahmen etc. geht es daran, die richtigen Mittel auszuwählen. Und davon gibt es heutzutage viele. Social Media, Website, Visitenkarten, Anzeigen, Pressearbeit, Netzwerken, Flyer, Kataloge, Mailings & Newsletter, Tag der offenen Tür, Verlosungen, Eröffnungsangebote – nie hatten Gründer bessere Möglichkeiten, sich auch mit kleinem Budget schnell eine große Reichweite und Bekanntheit zu schaffen. Wichtig ist, man muss es auch konsequent tun. Schon Heinrich Heine sagte: „Schlage die Trommel und fürchte Dich nicht.“ Das Tolle ist, dass Marketing nicht nur aus einer Trommel besteht, sondern aus einem ganzen Orchester.
Eine Sache gebe ich Gründern immer mit auf den Weg: Ihr habt nur eine Chance für den ersten Eindruck. Das gilt für den persönlichen Eindruck ebenso wie für eingesetzte Werbemittel. Daher besser etwas mehr investieren an Zeit und Budget und es direkt richtig machen statt sich später ärgern und mitunter sogar noch draufzahlen.
Wie groß sollte das Werbebudget für die ersten Marketingaktionen bemessen werden?
Dagmar Schulz: Das kann man pauschal nicht sagen, denn das Budget für Marketing hängt von vielen Faktoren ab. Um welches Business handelt es sich? In welchem Preissegment bewegt sich das Produkt / die Dienstleistung? Was ist die Zielgruppe des Angebots? Wo befinden sich die Kunden und wie spricht man sie am erfolgreichsten an? Und natürlich hängt das Budget auch von den finanziellen Mitteln ab, die dem Gründer zur Verfügung stehen.
Je mehr Budget desto besser also die Werbung?
Dagmar Schulz: Egal, wie hoch das zur Verfügung stehende Budget ist: Gründer können heutzutage in jedem Preissegment nützliche und effektive Marketingtools finden, von kostenlosen wie Social Media bis zu aufwändigen Websites. Eine gute Website kann dabei schon einmal mehrere Tausend Euro kosten – dieses Geld ist aber in der Regel gut investiert. Auch bei klassischen Werbemitteln wie Visitenkarten ist die Auswahl groß. Wichtig ist hier, dass sie wertig aussehen. Das gilt allgemein für alle Mittel, die man einsetzt. Mein Rat ist: Lieber weniger machen und in gute Qualität investieren als von allem ein bisschen und bei der Qualität Abstriche machen.
Das gilt auch für externe Unterstützung wie Grafiker, Texter oder Mediengestalter. Wenn ein Gründer sich auf diesen Gebieten nicht sicher fühlt, sollte er auf jeden Fall einen Profi hinzuziehen. Das fängt schon bei der Gestaltung der Visitenkarten an und reicht bis zur fertigen Website oder zum aufwändigen Katalog. Selbstgemacht sieht eben meistens auch so aus.
Welche Give-aways und Druckprodukte empfehlen Sie Existenzgründern für den Start in die berufliche Eigenständigkeit?
Dagmar Schulz: Einige Werbemittel sollten alle Gründer von Beginn an haben, dazu gehören auf jeden Fall Visitenkarten, Briefpapier für Rechnungen und auch Flyer zum Auslegen oder Verteilen. Flyer machen besonders dann Sinn, wenn ein Gründer wirklich etwas zum Zeigen hat, zum Beispiel eine außergewöhnliche Location, spannende Produkte oder andere wirkungsvolle Aspekte rund ums Business. Sollte sich das Sortiment / Angebot oft ändern, muss man selbstverständlich auch die Flyer und andere Werbemittel ständig auf dem neusten Stand halten. Auch schön sind etwa Aufkleber für Päckchen und Briefe mit den Firmendaten und dem Logo. Das macht alles professioneller, wirkt gleichzeitig persönlicher und kostet nicht die Welt. Außerdem macht es auch ein bisschen stolz, wenn man sein Logo auf den ersten Werbemitteln sieht. Das begeistert die meisten Gründer, weil es klar nach außen zeigt, dass man jetzt wirklich selbstständig ist.
Wie wichtig sind kleine Werbegeschenke für Kunden?
Dagmar Schulz: Je nach Branche machen auch kleine Give-aways oder andere Aufmerksamkeiten Sinn. Wenn man zum Beispiel zur Eröffnung einen Tag der offenen Tür oder eine andere Eröffnungsveranstaltung plant, müssen dort natürlich auch Gegenstände mit dem Firmenlogo zu finden sein. Das können Kugelschreiber sein, Luftballons, kleine Geschenke für die Gäste oder USB-Sticks mit einer Darstellung des Angebots und Unternehmens. Die Auswahl ist schier unendlich, für jedes Unternehmen und jeden Geschmack ist etwas dabei. Aber auch hier gilt: Klasse statt Masse.
Tipp: Give-aways und Werbemittel, die nicht nach einmaligem Benutzen oder schon vorher im Papierkorb landen, sondern sichtbar (auf dem Schreibtisch) des Kunden bleiben, wirken am besten. Je nützlicher das Produkt, desto größer ist die positive Wirkung.
Was halten Sie von Kombi-Angeboten aus Homepage, Social Media-Werbung und Pressediensten, wie es zum Beispiel von FLYERALARM Digital angeboten wird?
Dagmar Schulz: Der Vorteil für den Kunden ist ganz klar, dass er alles „aus einem Guss“ erhält. In der Regel bedeutet das, dass die unterschiedlichen Bereiche optimal aufeinander abgestimmt sind, sowohl inhaltlich als auch optisch. Tonalität und Farbkonzept müssen einheitlich sein und wie aus einer Hand wirken. Das geht natürlich besonders einfach, wenn es tatsächlich aus einer Hand stammt. Nicht zu vernachlässigen ist auch die zeitliche Ersparnis, da etwa die Abstimmung unterschiedlicher Dienstleister wegfällt.
Grundsätzlich ist so ein Kombi-Angebot für jeden Gründer oder Unternehmer sinnvoll, dessen Kernkompetenzen nicht auf diesen Gebieten liegen. Statt zeitintensiv und fehleranfällig alles selbst machen zu wollen, kann man sich ganz auf seine Stärken konzentrieren und die Zeit viel effektiver einsetzen, zum Beispiel für den Verkauf. Auch finanziell zahlt sich das Delegieren so meistens nach recht kurzer Zeit aus.
Funktioniert Sponsoring als Marketingmittel für Existenzgründer?
Dagmar Schulz: Sponsoring kann ein sehr guter Einstieg sein, um seine eigene Bekanntheit zu steigern. Voraussetzung dafür ist, dass die Art des Sponsorings a) zum Unternehmen passt und b) sie auch von der Zielgruppe wahrgenommen wird. Diese zwei Dinge gilt es vorab zu klären, damit die Maßnahme auch das gewünschte Ziel erreicht. Ein gutes Sponsoring kann viel Aufmerksamkeit generieren und so den Umsatz ankurbeln. Wichtig ist, dass sich der Einsatz auch auszahlt. Eine Erfolgskontrolle und gegebenenfalls Anpassen der Maßnahmen ist dafür unumgänglich.
Nicht zu unterschätzen ist der Push-Effekt von Sponsoring auf das eigene Netzwerk. Oft entstehen interessante Kontakte, die sich irgendwann als sehr wertvoll herausstellen können. Ein Netzwerk kann nie zu groß sein, denn man weiß nie, was in einem Menschen steckt. Ich sage immer, dass ein Netzwerk nur dem schadet, der keines hat. Und durch gezieltes Sponsoring lässt es sich recht einfach erweitern.
Mehr Informationen rund um Marketing für Existenzgründer
Vor wenigen Wochen hat Dagmar Schulz, Inhaberin der 1a-STARTUP Unternehmensberatung, den hilfreichen Ratgeber „Existenzgründung 45plus“ veröffentlicht. Darin geht Sie detailliert auf sämtliche Aspekte ein, die Existenzgründer vor dem Schritt in die Selbstständigkeit beachten müssen. Behandelt werden Themen wie das Beantragen von Fördermitteln, das Aufstellen eines Businessplans, die Wahl der Rechtsform und vieles mehr. In Ihrem Buch legt die Autorin zudem einen Schwerpunkt auf Fragen rund um die Existenzgründung als erfahrener Arbeitnehmer. Das Buch ist allerdings für alle empfehlenswert, die mit dem Gedanken spielen, sich mit Ihrer eigenen Geschäftsidee selbstständig zu machen. Egal, ob es sich um ein eigenes Architekturbüro, die eigene Zimmerei oder ein modernes Start-up handelt.
Es ist richtig, dass Unternehmensgründer von einem gewissen Werbebudget enorm profitieren. Doch nicht nur der Herausforderung des guten Marketings müssen sich neue Unternehmensgründer stellen. Auch die Aufgabe der Buchhaltung ist für viele Start-up-Gründer gerade zu Beginn nicht einfach, weshalb die Unterstützung von Experten eine enorme Entlastung ist.